Traditionell sind die Feindbilder im Straßenverkehr gleichmäßig zirkulär verteilt: Autofahrer hassen Radfahrer, Radfahrer hassen Fußgänger, Fußgänger hassen Autofahrer. Den Beobachtungen mehrerer unabhängiger Freundeskreise zufolge findet hier derzeit ein Wertewandel statt. Man kann nun nämlich sagen: Radfahrer hassen Radfahrer. Sicher, die unerwartete Autotür ist noch immer Horror-Szenario No.1., doch der meiste Alltagsärger wird durch die Mobilitäts-Kollegen verursacht. Hauptursachen des Grolls: Missachten des Rotlichts, eigenmächtige Umwidmung von Gehsteig auf Rennbahn, exzessives Vordrängeln an roten Ampeln (bevor diese dann ignoriert wird...) sowie Telefonieren während des Fahrvorgangs. 

Von Radler zu Radler: Vor allem das Ampel-Ignorieren ist wirklich saublöd! Und macht mir jeden Tag schlechte Laune. Erstens, weil ich Euch trotz Vorsprung eh immer einhole. Zweitens, weil wir einen Ruf zu verteidigen haben. Wir Radfahrer sind immer noch die Guten. Klimafreundlich, leise, ungefährlich. Wer schon mal an einem Zebrastreifen am Gürtel von einem Vertreter unserer Gattung umgemäht wurde, weiß, dass zumindest das letzte Adjektiv zu hinterfragen ist.  

Noch was: Wir wollen höhere Besteuerung der Autofahrer um die Verkehrsplanung zu unseren Gunsten zu finanzieren, überhaupt weniger motorisierten Verkehr in der Stadt, mehr Platz, mehr Radständer, finden Fahrrad-Kontrollen überzogen...ist super, aber mit einem Arschloch-Image ungleich schwerer zu bekommen.

Also, ab jetzt benehmen wir uns, gell? Für die gemeinsame Sache.

Mehr zum Thema