Viele wollen helfen, keiner weiß wie

Die letzte Woche war hart, aber auch schön. Sophie lächelt: „Ich habe so ein großes Netzwerk an Freunden und Kunden. So viele Menschen wollen helfen. Die meisten wissen nur nicht wo sie anfangen sollen.“ Schon vor Wochen versuchte Sophie Verantwortliche in Traiskirchen zu erreichen und bekam auf ihre Mails immer dieselbe Antwort: „Vielen Dank. Wir brauchen keine Hilfe. Wir haben von allem genug.“ Presseberichte aus dem Lager erzählten eine andere Wahrheit. „Ich konnte da einfach nicht mehr zuschauen“, sie lieh sich den Bus eines Freundes, sperrte ihren Shop zu und fuhr nach Traiskirchen. Was sie dort sah, bestärkte sie umso mehr. 

 

Auch Taschen und Koffer werden dringend gebraucht

Rund zweidrittel der Flüchtlinge sind alleinstehende Männer, im Lager gibt es nur Mehrbettzimmer, so schlafen vor allem Familien mit Frauen, Kindern und Schwangeren draußen. Es gibt einen einzigen Gemeinschaftswaschraum – keine der Frauen möchte sich vor einer Horde alleinstehender Männer ausziehen. Viele der Kinder sind verkühlt, haben Fieber, doch die Eltern trauen sich nicht zum Lagerarzt, denn mit einer Krankschreibung muss man zwei bis drei Wochen länger in Traiskirchen ausharren. Die meisten wollen so schnell wie möglich weg, doch keiner weiß, wann es soweit ist. Viele Flüchtlinge erfahren erst von ihrer Weiterreise, wenn der Bus bereits vor dem Lager parkt. Meistens fehlt es dann an Koffern, Taschen oder Sackerln, um das wenige verbliebene Hab und Gut mitnehmen zu können. 

Jeden Tag schnüren Sophie und ihre Helfer hunderte Pakete für Frauen und Männer mit T-Shirts, Hemden, Hosen, Socken, Unterwäsche, Duschgel, Seife, Rasierer, Binden, Feuchttücher, Zahnbürsten, Zahnpasta, Handtüchern, Kopftücher, Notizbücher, Stifte und Wörterbüchern. Die Drogerien rund um die Theobaldgasse sind regelmäßig leergekauft. „Sehr, sehr viele Kunden haben uns unterstützt und große Mengen an Waren vorbeigebracht. Mittlerweile haben sogar ein paar Menschen, die nicht in Wien wohnen und helfen wollen, Geld geschickt.“ 

Nach und nach kommt Sophie ins Gespräch mit den Flüchtlingen, kennt die Plätze an denen sich die Familien tagsüber aufhalten, erfragt, was gebraucht wird und kann so viel gezielter helfen. Am Donnerstag holt sie erstmalig zwei junge Mädchen aus dem Lager, zeigt ihnen Wien, lässt sie bei sich duschen, Wäsche waschen, sich satt essen und schenkt ihnen für einen Tag so etwas wie Normalität. Der Vater der Mädchen wartet im Camp, ihre Mutter und der kleine Bruder sind noch immer in Syrien – das Geld für die Schlepper reichte nur für drei. Die meisten Flüchtlinge dürfen Traiskirchen nicht verlassen, alle anderen freuen sich über jede Ablenkung.

 

Das private Hilfsnetzwerk

Nach der ersten Woche ist klar: Es bedarf größere Strukturen, Informationspakete, ein Lager für Sachspenden und laufende Hilfe. Denn jeden Tag kommen neue Flüchtlinge nach Traiskirchen. Seit Freitag ist „We bandits“ wieder geöffnet, die Abende verbringt Sophie vor dem PC, holt Informationen ein, recherchiert und organisiert ein neues Lager, erstellt Pläne, so dass sich die Helfer in Listen eintragen können, sich Teams bilden und fortlaufende Hilfe überhaupt erst möglich ist. 

 

Wer helfen möchte, bekommt hier laufend die aktuellen Infos: Adopt a wish

Bis das Lager Ende Juli bezogen wird, könnt ihr Hygieneartikel, Taschen und Handtücher montags bis freitags 12 bis 19 Uhr in den We bandits Store, Theobaldgasse 14, 1060 Wien bringen. Wenn ihr Zeit und ein Auto habt, könnt ihr beim Packen und Verteilen helfen. Meldet euch einfach im Laden. 

 

Auch die Caritas hat inzwischen mit aktiver Hilfe begonnen. Alle Infos dazu auf Wir helfen

 

 

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