Der kleine Laden in der Neustiftgasse wird uns in Zukunft viele Weihnachten, Geburtstage und sämtliche Anlässe retten, bei denen wir nicht wissen, was wir schenken sollen. Oft wird er uns aber auch einfach nur so unser Geld aus der Tasche ziehen. Und er wird uns glücklich machen. All die schön arrangierten Dinge, vom Notizblock bis zum Bleistift, möchte man sofort haben. Und nicht nur wegen ihrer visuellen Ästhetik, sondern auch wegen der Funktionalität. Manche Stücke können zu lebenslangen Begleitern werden.
Shop-Besitzerin ist die Pariser Grafikdesignerin Chloe Thomas, die seit 2009 in Wien lebt. Noch bis vor kurzem teilte sie ihren Arbeitsplatz mit Camille Boyer und gestaltet nun neben sous-bois die Corporate Identity der Nationalparks Österreichs. Die Französin ist Teil des Kollektivs 1/2, einer Gruppe von vier kreativen Freunden, die zweimal im Jahr das Le Zinne 1/2 herausbringen. Das limitierte Design-Magazin findet man in Wien z.b. bei Lia Wolf oder der Buchhandlung Walther König. Ich habe Chloe zum Gespräch getroffen.
Was bedeutet "sous-bois"?
Sous-bois bedeutet Unterholz. Es hat die gleiche Bedeutung auf Französisch sowie im Deutschen. Ich mag die Vorstellung von Vegetation, die im Wald unter großen Bäumen wächst.
Wie kommt man als Grafikdesignerin auf die Idee einen Schreibwarenladen zu eröffnen?
Ich glaube, dass es vor allem meine Liebe zum Papier ist. Es ist ein sehr simples und gleichzeitig reiches Material und ein schönes Medium der Kommunikation! Man kann es falten, löchern, drucken, beschreiben und deformieren. Zudem mag ich Bücher und Hefte, ich kann Stunden in einem Papiergeschäft verbringen und habe immer schon Papierumschläge und Etiketten gesammelt. Ein Schreibwarengeschäft zu haben ist für mich ein guter Weg diese Leidenschaft zu teilen.
Woher kommen deine Produkte?
Die Produkte kommen aus unterschiedlichen Ländern: Korea, Frankreich, Japan, Deutschland und Österreich. Manche von den Marken habe ich in Paris, andere in Berlin entdeckt. Ich versuche Labels auszuwählen, die einen interessanten Zugang haben, entweder in ihrem Produktionssystem oder in ihrem Design. Ich schätze Marken, die Wert auf Qualität legen und Produkte mit echtem Know-how entwickeln.
Welche Shops haben dich inspiriert?
Meine Inspiration kommt aus ganz unterschiedlichen Bereichen, gar nicht unbedingt von Papiergeschäften. Manchmal sind es Antiquitätengeschäfte, größere Pariser Kaufhäuser wie Bon Marche oder le printemps oder kleine unabhängige Shops in Berlin, Amsterdam oder Paris. Zum Beispiel der Möbeldesignshop colonel oder das modulor in Berlin. Ich achte vor allem auf die Details, ich liebe die Ordnung in Regalen und Setzkästen. In den Märkten in Tiflis ist alles ganz liebevoll sortiert. Das hat mir sehr gefallen.
Und in Georgien ist auch die aktuelle Ausgabe eures Magazins entstanden?
Ja genau. Le Zinne war am Anfang nur ein Austausch zwischen Freundinnen, wir haben uns in Paris kennengelernt und wohnen mittlerweile in vier verschiedenen Städten. Wir wollten unsere Erfahrungen visuell teilen. Mit der Zeit hat sich das Zine in mehrere Länder exportiert… Die letzte Ausgabe ist während eines einmonatigen Aufenthalt in Tiflis in Georgien entstanden. Die Publikation war der Anfangspunkt einer Wanderausstellung: von Georgien nach Berlin (do you read me) und dann nach Amsterdam (the weekender).
Steckbrief Chloe Thomas
Das Beste an Wien ist die gute Lebensqualität und die großen Altbauwohnungen. Außerdem ist die Natur nie wirklich weit. Ich finde, dass es in Wien viel Platz und Raum gibt und immer eine Möglichkeit dein eigenes Projekt zu verwirklichen.
Gar nicht mag ich das Schnitzel.
Mein Lieblingsplatz in Wien ist die alte Donau und der Yppenplatz, er erinnert mich an den Markt in d'aligre neben dem ich in Paris gewohnt habe.
Mein Lieblingslokal ist im Sommer das Pavillion, aber ich mag es jedes Mal wo anders zu sein.
Fotos: Ana Yankova