Wer faire und nachhaltige Kleidung statt Fast Fashion kaufen möchte, ist schnell mal überfordert. Die Recherche kostet einiges an Zeit und kann verwirrend sein: Welche Kleidung ist überhaupt wirklich fair - wie erkennt man Greenwashing? Und wo gibt es schöne und leistbare Fair Fashion zu kaufen? Hier sind die wichtigsten Infos und hilfreiche Tipps zusammengefasst. Denn jeder kann damit anfangen, einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.
Was ist überhaupt das Problem an Fast Fashion?
Jedes Jahr bringen die großen Modeketten unzählige Kollektionen auf den Markt und produzieren sozusagen „Wegwerfkleidung“ - denn die Qualität ist gering, Trends verändern sich ständig und die Preise sind extrem niedrig. „Schnelle Mode“ eben. Einerseits leidet die Umwelt stark darunter, aber auch die Menschen, die unsere Kleidung unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen herstellen. Ein paar Fakten: die Textilindustrie verursacht jedes Jahr mehr CO2 als der weltweite Flug- und Schiffsverkehr zusammen. Viele Kleidungsfabriken entsorgen giftige Chemikalien in dem Wasser, das für manche Menschen Trinkwasser ist und sie krank macht. Kunstfasern wie Polyester werden aus Erdöl hergestellt und geben beim Waschen Mikroplastik in den Wasserkreislauf ab, das von Meerestieren verschluckt und von uns gegessen wird. Und in den Produktionsstätten sind extrem niedrige Löhne, 16 Stunden Arbeit pro Tag, körperliche Gewalt und Kinderarbeit keine Seltenheit. Viele Fabriken sind längst baufällig und es kommt immer wieder zu Bränden oder Einstürzen - wie 2013 in Bangladesch, als über tausend Arbeiter*innen verschüttet wurden.
Der Film „The True Cost“ ist empfehlenswert für alle, die mehr über die Schattenseiten der Modeindustrie erfahren wollen.
Faire Mode - eine Alternative?
Da vergeht einem doch schnell die Lust auf ein neues Fast-Fashion-Kleidungsstück. Wann ist Mode aber fair? Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und die Umwelt sollten fair behandelt werden. Ein paar Kriterien sind hier etwa nachhaltige Rohstoffe, eine ressourcenschonende Herstellung, ein geringer C02-Ausstoß durch Transportwege und natürlich faire Löhne und Arbeitsbedingungen für die beteiligten Arbeiter*innen. Zum Thema Nachhaltigkeit: das Wichtigste ist, grundsätzlich weniger oder Second Hand-Kleidung zu kaufen, um zu nutzen, was schon da ist, statt neue Ressourcen zu verbrauchen. Auch tauschen oder selbst machen ist eine gute Idee. „Reduce, reuse, recycle“ ist hier wie überall eine gute Regel, an die man sich halten kann und die den größten Effekt hat. Wichtig ist auch: niemand ist perfekt, und ebenso ist noch kein Kleidungsstück zu hundert Prozent nachhaltig. Das Thema ist einfach zu komplex - aber es lohnt sich sehr, einmal irgendwo anzufangen und zu zeigen, dass es anders gehen kann. Und wer weiß, vielleicht inspiriert das auch jemanden in deinem Umfeld, manches zu überdenken. Wer ab und zu also doch ein neues Kleidungsstück kaufen möchte, das aber so fair wie möglich ist, sollte auf ein paar Dinge achten, um nicht in die Greenwashing-Falle zu tappen.
Wie erkennt man Greenwashing?
Sich als nachhaltig und besonders ethisch auszugeben, ist leider längst zu einer Marketing-Strategie geworden, mit der sich Marken wie etwa H&M oder Hollister ein grünes Image verschaffen wollen. Doch alleine wie Fast Fashion grundsätzlich funktioniert, widerspricht Nachhaltigkeit - wie viel, schnell und billig produziert, zu Impulskäufen verleitet wird und die Kleidung darauf angelegt ist, kurz zu gefallen. Wer das einmal wirklich versteht wird schnell einige Kampagnen als Greenwashing enttarnen. Wem kann man also vertrauen? Ein paar Anhaltspunkte: Zahlen und messbare Angaben statt leeren Versprechen sind meistens ein gutes Zeichen. Gütesiegel, etwa von Fairtrade, der Fair Wear Foundation und GOTS, auch. Eine Faustregel: kleinere und lokalere Marken sind hier meistens besser. Und, wenn Nachhaltigkeit ganzheitlich verfolgt wird, nicht nur bei einer Kollektion oder einem einzelnen Aspekt wie der Verpackung. Achtung vor manchmal irreführenden Bezeichnungen wie „natürlich“ oder „vegan“, denn das muss nicht automatisch nachhaltig bedeuten. Achtung auch beim Material: Biobaumwolle bringt nicht viel, wenn sie nur in einem Mischgewebe verarbeitet ist, weil das nicht recycelt werden kann. Viel besteht zwar auch aus recyceltem Material, kann aber selbst nicht mehr recycelt werden. Oder der Recycling-Anteil ist extrem gering - das steht alles auf dem Etikett. Übrigens: Wenn einige Fair Fashion-Shops beispielsweise in Asien produzieren, heißt das nicht automatisch etwas Schlechtes, da einige der Rohstoffe nur dort angebaut werden (heißt also nicht unbedingt längere Transportwege) und so eine positive Veränderung in Entwicklungsländern unterstützt wird. Grundsätzlich lohnt sich immer ein zweiter Blick und ein bisschen Recherche, weil vieles täuschen kann. Und wer einmal ein paar passende Marken gefunden hat, muss dann auch lange nicht mehr suchen - die anfängliche Recherche zahlt sich also auf jeden Fall aus.
Das Geld-Argument - und wieso es eigentlich nicht stimmt
Nachhaltiger bedeutet teuer? Eigentlich nicht. Fair Fashion kostet zwar auf den ersten Blick auf jeden Fall mehr als das 5€-Shirt, das wir mittlerweile gewohnt sind, und das kann abschreckend wirken. Kleidung muss natürlich einen bestimmten Preis haben, um fair produziert und hochwertig (was man übrigens deutlich beim Tragen spürt) sein zu können. Doch das bringt uns etwas Wichtiges bei: Kleidung mehr zu schätzen, vor einem Kauf gut zu überlegen und etwas weniger zu besitzen, doch das dann dafür lange zu haben und wirklich zu lieben. Das hilft übrigens ironischerweise auch sehr dabei, wenn man das Gefühl hat, „nichts zum Anziehen“ zu haben, denn so kann jedes Teil im Kleiderschrank zu einem Lieblingsteil werden. Auf lange Sicht gleicht sich das mit dem Geld also aus, und man spart sogar einiges. Klar ist dieses „Slow-Fashion“-Mindset anfangs eine Umgewöhnung, doch man wird schnell auch seine eigenen Vorteile davon bemerken. Bei Fair Fashion gibt es wie überall natürlich ein Preis-Spektrum, doch auch in vielen eher teuren Shops findet man immer wieder einzelne Teile, die preislich an so manches Kleidungsstück aus Ketten wie Zara erinnern. Ein guter Tipp ist auch die Website Miteckenundkanten.com, auf der man verbilligte Teile von Fair Fashion-Marken findet, die aufgrund von kleinen „Schönheitsfehlern“ oder Sortimentswechseln nicht mehr regulär verkauft wurden - wodurch sich Geld sparen und sonst verschwendete Kleidung retten lässt. Und sonst gibt es natürlich immer noch reichlich Auswahl an leistbarer Second-Hand-Mode.
Wo kann man also faire und schöne Kleidung kaufen?
Bei so vielen Dingen, die man bedenken sollte oder könnte, verliert man schnell den Überblick. Deshalb sind hier ein paar Marken-Empfehlungen inklusive einiger Infos. Deutlich mehr kann man aber auf den Websites nachlesen. Eine lange Liste von weiteren Shops gibt es etwa auf: https://www.dariadaria.com/fair-fashion. Auch auf getchanged.net findest du eine gute Übersicht von Geschäften (plus Zertifikate), auch speziell in deiner Nähe.
Körbchen
Franzensgasse 6, 1050 Wien
Hier findet man wunderschöne Unterwäsche, Bodies und Bademode - vom Entwurf bis zum Nähen von den zwei Gründerinnen und ihrem kleinen Team in Wien handgefertigt. Bei Bedarf kann man einfach vorbeikommen und Gekauftes reparieren oder ändern lassen. Als Material werden oft Überproduktionen von europäischen Luxusmodemarken verwendet.
Organic Basics
z.B. in: Muso Koroni, Josefstädter Straße 33, 1080 Wien
Wie der Name sagt verkauft das dänische Label verschiedenste Basic-Teile, auch Unterwäsche und Sportkleidung - mit einem besonderen Fokus auf nachhaltigen Materialien. Man findet für jede Produktionsstätte genau Informationen wie die dort erledigten Arbeitsschritte und hergestellten Produkte, die Arbeitsstunden und Mitarbeitersozialleistungen.
Dariadéh
Die Nachhaltigkeitsaktivistin, die manchen vielleicht als dariadaria bekannt ist, verkauft hier ihre eigene faire Mode. Die Kleidungsstücke passen gut zusammen, sind zeitlos, gemütlich und schön. Und das alles ganz ohne Polyester. Die Produktionsstätten sind zertifiziert und werden wöchentlich kontrolliert. Momentan ist Dariadéh nur ein Online-Shop, doch es gibt immer wieder Pop-Up-Stores, von denen man auf Instagram erfährt. Auch wenn die Preise hier eher hoch sind, gibt es immer einzelne Teile, die günstiger oder gerade verbilligt sind.
Hey Soho
im: Spodd, Schultergasse 6, 1010 Wien
Wenn du freche Statements, poetische Sprüche und Kleidung magst, die alles andere als langweilig ist, gefällt dir wahrscheinlich diese Marke aus Hamburg. Alle Produktionsstätten sind von der Fair Wear Foundation geprüft, was faire Löhne und Arbeitsbedingungen garantiert. Der Großteil der Kleidungsstücke besteht zu 100% aus Biobaumwolle, es werden dabei also keine Pestizide eingesetzt und es wird Wasser gespart.
Ehrlich Textil
z.B. im: Muso Koroni, Josefstädter Straße 33, 1080 Wien
Das Kölner Label Erlich Textil stellt hochwertige und hübsche Unterwäsche, Basic-Teile und Bademode her - und das zu leistbaren Preisen und aus nachhaltigen Ressourcen. Die Produktion erfolgt unter geprüften Sozialstandards, zum größten Teil in Deutschland oder kleinen Betrieben innerhalb von Europa.
Hey Honey
z.B. im: Shanti Yoga Store, Lindengasse 38, 1070 Wien
Hier gibt es schöne und gemütliche Yoga- oder Sportkleidung - ob Leoparden-Muster oder ganz klassisch, für jeden ist etwas dabei, auch für Schwangere und Männer. Siegel wie GOTS garantieren faire Arbeitsbedingungen und eine nachhaltige Produktion.
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