Laufsteg im Bierzelt und ganz ganz viele VIPs

Während die Fashion Week in New York bereits in vollem Gange war und jene in London in den Startlöchern stand, ging in Wien von 8. bis 14. September, von der restlichen Welt ganz unbemerkt, die Vienna Fashion Week im MQ über die Bühne. Zumindest an einem der sieben Tage wollte ich mich wie Olivia Palermo fühlen und mir das Mode-Spektakel genauer ansehen. Die Shows konnte man in einem besseren Bierzelt vor dem Haupteingang bestaunen. Nachdem ich mir das Eintrittsband für den Donnerstag (blitzblau, passend zum Zelt im Feuerwehrfest-Stil) und mein Goodie-Bag abgeholt hatte, betrat ich das Zelt, in dem schon einige Leute auf die nächste Show warteten. In dem Foyer drängten sich die Fashionistas vor die Eingänge des Show-Bereichs.

Schnell muss ich feststellen: Ich bin mit meinem Schlapphut in bester Gesellschaft. Rund um mich herum lauter Individualisten im Einheitslook, jedes zweite Mädel trägt einen Hut in schwarz oder weinrot. Vor dem VIP Eingang warteten mindestens genauso viele Menschen, wie vor dem regulären Eingang. Wer nicht schon wegen der freien Sitzplatzwahl gestresst war, konnte die Wartezeit vor einer schwarz-weißen Fotowall überbrücken. Dort fühlte man sich für 10 Sekunden wie auf dem roten Teppich und konnte sich von der Blogger-Freundin fotografieren lassen um den Schnappschuss dann sofort auf Instagram zu posten (#mqviennafashionweek). 

 

Alles außer Size Zero

Mit einiger Verspätung im Zeitplan wird endlich der Eingang geöffnet, das Zelt füllt sich sehr schnell und ich bekomme einen guten Platz ganz am Ende des Runway, wo die Models für die Fotografen posieren. Die Show von „Art Point“ beginnt. Alles ist schwarz, die Musik setzt ein und das erste Model betritt den Laufsteg. Die Stimmung gefällt mir, die Outfits auch. Das ausgesuchte Lied passt perfekt zu den Kreationen, auch wenn es teilweise ein bisschen crazy ist. Textpassagen wie „I am your dress“, „I am S, I am M, I am L, I am fucking XXL“ beschreiben das Geschehen am Laufsteg. Die Models sind ungewöhnlich für eine Runway Show. Im Alter von 16 bis 60, von XS bis XL ist alles dabei, mal etwas anderes, mir gefällt’s ganz gut, auch wenn die ein oder andere fast stolpert. Die Designerin bekommt viel Applaus und schon ist die Show wieder vorbei.

Um die Wartezeit bis zur Callisti-Show zu nutzen schlendere ich durch die Verkaufsstände, die in den Gängen des MQ aufgebaut sind. Bei den meisten Kleidern ist kein Preisschild drauf, ist auch besser so. Die Wenigsten der Besucher könnten sich überhaupt etwas davon leisten.

 

Standing Ovations für Callisti

Das Label Callisti hat anscheinend viele Wiener (VIP-)Freunde, vor den Eingängen warten jede Menge Leute. Auch die Show wirkt professioneller als die vorherige. Die Models sind dünner und größer und nackter. Auch einige Männer sind dabei. Das Publikum ist begeistert und klatscht fast jedes Mal wenn ein neues Model den Laufsteg betritt. Die Blogger in der Front Row filmen die Show mit dem Iphone. 

 

Alleine in der Front Row

Die nächste Show lasse ich aus und gönn mir lieber einen Martini Cocktail an der Bar. Mittlerweile ist es 22 Uhr und die Leute werden immer weniger. Es sind wohl alle schon bei der After-Show Party. Die letzte Show von Pitour & Shanks, Artista und Aquanauta ist nur spärlich besucht. Nur mehr die ersten beiden Reihen sind besetzt und ein Typ mit Headset und Fransenweste versucht hektisch die Front Row zu füllen. Dadurch komme auch ich zu der Ehre und ergattere einen Platz in der ersten Reihe - juhu! Hier findet man sogar Schokolade in den Give-Aways am Sessel. Bevor die Show startet wird darauf hingewiesen, dass das Verlassen des Zeltes während der Show nicht erlaubt ist, was mich ein bisschen panisch macht. Doch dann geht’s auch schon los. Die Klamotten sind alle ganz nett, aber nicht wirklich mein Fall. Das liegt vielleicht auch daran, dass man von ganz vorne, wirklich alles sieht, auch die Krampfadern und Blasenpflaster der Models. Als ich nach der Show das Zelt verlasse, ist schon alles leer gefegt. Das war’s wohl für heute.

Am Heimweg begegnet mir in der U-Bahn eines der Models der letzten Show. Ich erkenne sie am Lippenstift und den gestylten Haaren. Im gschertesten Wienerisch macht sie sich am Handy gerade eine Verabredung zum Burger essen aus – nächstes Jahr wird’s wohl schlecht für sie aussehen.

 

 

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