Grandia in der Josefstadt
Grellorange leuchtet die Fassade der Grandia einen an. Die großen Schaufenster sind voll mit Töpfen, Blumensamen, Putzartikeln und Eisenwaren. Hier gibt es wirklich alles. 12.000 Artikel sind es insgesamt, erzählt der Inhaber, Mag. Ewald Schatzer. Der studierte Betriebswirt übernahm das Geschäft im Jahre 1999 vom Vater seiner Lebensgefährtin und überlegte sich Strategien wie man den Großhändlern draußen auf der "grünen Wiese" die Stirn bieten kann. Eine davon lautet eben alles im Sortiment zu haben, auch wenn es nicht besonders oft nachgefragt wird. Ungefähr 30 Prozent der im Geschäft selbst, sowie in drei Kellerräumen und einem Hochlager verstauten Waren, sind solche "Ausnahmeprodukte".
Klasse statt Masse
Ein zweiter Ankerpunkt in der Strategie des Kleinunternehmens ist die Qualität. Herr Schatzer hat sich den Spruch "Klasse statt Masse" auf die Fahnen geheftet. Ein Großteil des Sortiments ist von allerfeinster Güte. Auch kommt vieles von Produzenten aus Österreich: Emaille-Töpfe von Riess aus Ybbsitz (von denen es hier ein besonders großes Sortiment gibt), Farben und Lacke des Welser Unternehmens Tiger, Pinsel von Zavodsky aus Trumau. Eine besonders sinnvolle Investition? Ein Zimmerbesen der Firma Aledin aus dem tiefsten Niederösterreich. Im Gegensatz zu seinen synthetischen Kollegen zieht dieses Exemplar aus echtem Rosshaar den Staub nämlich an, anstatt diesen einfach nur gleichmäßig im ganzen Zimmer zu verteilen. Ab 25 Euro ist man dabei.
Besser als jeder Baumarkt
Ob das teurer als im Baumarkt ist? Das lässt sich garnicht sagen, denn dort bekommt man solche Handwerkskunst garnicht mehr. Genauso wenig wie ausführliche individuelle Beratung. Mindestens zwei Angestellte stehen hier immer gleichzeitig hinter der Budel und helfen besser als jedes YouTube-Video bei der Bewältigung heimwerkerischer Probleme. Und wenn man am Ende des langen Beratungsgesprächs nur eine einzelne Schraube gekauft hat? Auch gut, der Kunde wird schließlich sicherlich wiederkommen. Denn unvergleichlich gut ist das Gefühl, wenn man etwas Bestimmtes sucht und einer der Mitarbeiter zieht es punktgenau aus einer der hunderten hölzernen Laden hervor. Besonders, wenn man es eigentlich gewöhnt ist, stundenlang durch endlose Gänge im Bauhaus zu irren und von Abteilung zu Abteilung geschickt zu werden.
Im Kampf gegen Sollbruchstellen
Daher ist die scheinbar übermächtige Konkurrenz an der Peripherie überhaupt kein Thema hier. Problematisch ist es für Herrn Schatzer viel eher, dass manche der Produkte seinen hohen Ansprüchen nicht mehr genügen. Den Bereich der kleinen Elektrogeräte wird es aus diesem Grund wohl bald auflassen. Dass die Quirler und Pürierstäbe allesamt in China gefertigt werden, wäre nicht das große Ding. Aber die eingeplanten Sollbruchstellen und die in Folge unzufriedenen Kunden sind ihm ein Dorn im Auge. Denn schließlich soll jeder Einkauf hier ein Erlebnis sein und nicht zum Sinnbild mühsamen Reklamationsprozederes werden. Der einzige Frustrationsmoment in diesem Geschäft können die ungewöhnlichen Öffnungszeiten sein: Am Montag ist der Laden geschlossen. Diesen Tag braucht der Inhaber nämlich um den Kontakt mit seinen Produzenten zu halten und so die hohen Qualitätsstandards dauerhaft garantieren zu können. Aber was ist ein kurzer Moment des Ärgernisses vor dem geschlossenen Geschäft im Vergleich zu jahrelanger Freude an einer in Tulln handgefertigten Alu-Jausendose? Eben.
Faktenblatt
Gründungsjahr: 1862
Mitarbeiter: 4
Benützt der Chef jeden Tag selbst: Die Kaffeemaschine von G.A.T., ab 13,50 €
Das darf in keiner WG fehlen: Der weltbeste, u-förmige Gemüseschäler um 3,90 €
Ein Ding von dem ihr garantiert noch nie gehört habt: "Fitschenring" - zum Nachjustieren von Türen
Auch nicht schlecht: einzelne Schrauben und Blumenerde in ganz kleinen Mengen kaufen