Immer wieder bin ich an dem schwarzen Geschäft im ersten Bezirk vorbeigegangen, bis ich vor drei Jahren endlich einmal hineinstolperte und Praline, die Schwiegertochter des Besitzers, kennenlernte. Damals bekam ich Tipps für einen Frankreich Urlaub und seitdem statte ich Praline immer wieder gerne einen Besuch ab.

Mit ihrem Mann Harri Cherkoori führt sie seit drei Jahren den Shop und gemeinsam bilden sie das perfekte Team: Praline studierte in Frankreich und London Bühnen und Kostümdesign und arbeitet nun an Schnitten und Inspirationen. Harri, der eigentlich Architektur studierte, beschäftigt sich mit den Prints.

1966 eröffnete sein Vater, der Künstler Pravin Cherkoori, INDIA direkt neben dem Mozarthaus. In den Räumen einer ehemaligen Zeitungsdruckerei ließen sich die anständigen Wiener Familien schon damals ihre Ballkleider maßschneidern. 50 Jahre später kann man bei INDIA die Stoffe immer noch im Meter kaufen und Kleidung maßschneidern lassen. Trotzdem verändert sich INDIA unter der Leitung des jungen Paares. Prints kommen vermehrt zum Einsatz und Baumwolle ist neben Seide, vor allem im Sommer ein weiterer wichtiger Bestandteil der Kollektionen. Neben Stoffen und Bekleidung gibt es auch eine riesige Auswahl an Decken und Pölstern.

Designt wurde INDIA von Architekt Auböck in Zusammenarbeit mit Pravin selbst. Die dunklen Räume in minimalistischem Design hätte ich nicht mit Indien assoziiert, doch die Inspiration stammt tatsächlich aus dem Minimalismus im Süden Indiens. Gleichzeitig dient das Schwarz aber auch der Frische und Reinheit; nur so kommen die unterschiedlichsten Farben (das Geschäft ist nach Farben sortiert - was sehr therapeutisch wirken soll) am besten zur Geltung. Doch nicht nur die Farbenwelt ist konträr: INDIA verbindet industrielles, maschinengefertigtes mit maßgeschneiderter Handwerkskunst.

Wenn ihr also einmal im ersten Bezirk seid, lasst euch nicht vom mysteriösen INDIA abschrecken und schaut hinein. Praline zeigt euch wie man sich am besten einwickelt, ob für das kalte Wien oder als Schutz gegen die Sonne. Schals kann man nie genug haben, denn sie sind so vielfältig einzusetzen und ganz einfach umzuwandeln. Wenn ihr aufmerksam sucht, findet ihr auch die kleine schwarze Katze – ein paar weiße Flecken hat sie ja zum Glück. Genauso wie ihre eigenen Fans – bei meinem letzten Besuch sind zwei Damen gekommen nur um "quench", die Zwetschke, zu sehen.



Praline ist ein ungewöhnlicher Name, woher kommt er?
Eigentlich heiße ich Anne May Praline Le Moult, aber alle nennen mich einfach nur Praline. Meine britisch-belgische Großmutter hat den Namen erfunden, den Namen eines Schokoladenkonfekts. In den 20er Jahren gab es ein Model in Paris, die Praline hieß und natürlich auch viele Haustiere.

Was schätzt du an Wien besonders?
Die frische Luft und das Wasser. Du bekommst das Beste und das Schlimmste einer Großstadt, aber ohne den Stress. Zuvor hab ich in Paris und London gelebt, Wien ist im Vergleich sehr gemütlich. Als neue Wienerin ist es aber auch meine Aufgabe die Stadt lebendiger und aufregender zu machen.

Was ist die sympathischste Wiener Spezialität?
Heiße Schokolade oder Kaffee mit viel zu viel Schlagobers.

Dein Lieblingsplatz in Wien?
Überall wo ich mich gleichzeitig entspannen und konzentrieren kann, ein friedvoller Platz in der pulsierenden Stadt: Stadtpark, Burggarten im Sommer, unser Studio in Rotenturmstrasse in Winter.

Dein Lieblingsplatz außerhalb Wiens?
2006 wohnte ich in Peking in einem Künstlerviertel in einer ehemaligen Fabrik: das 798. Absurderweise fühlte ich mich in dem diktatorischen Land frei. Ich bin mit einem Freund durch China gereist und habe Künstler interviewt. Ich war mehrmals wieder dort, aber ich habe mich nie wieder so gut gefühlt wie bei meiner ersten Reise.

Wenn nicht in Wien, wo würdest du sonst gerne leben?
In einer Stadt, in der das Durchschnittsalter unter 30 ist (in Wien ist es 43). Vielleicht in Brasilien?

Wie wohnt es sich im ersten Bezirk? Wo verbringst du deine Freizeit?
Es ist grandios, aber der der Realität: Zu viele Touristen, nicht genug Kinder. Am liebsten bin ich im Filmmuseum und schaue mir einen Stummfilm an, gehe in die Meierei im Stadtpark frühstücken und in die Blaue Bar im Hotel Sacher für ein paar Drink am Abend.

In welchem anderen Bezirk könntest du dir INDIA vorstellen?
Im 6. oder 9. Bezirk.

Wo siehst du INDIA in fünf Jahren?
INDIA soll verspielt bleiben, sich immer wieder neu erfinden und offen für neue Inspirationen sein. Ein Treffpunkt für Kunst, Kino und Tanz – ich möchte grenzüberschreitend mit verschiedenen Medien und Ausdrucksformen arbeiten, um bessere Bilder produzieren zu können.

Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Ich möchte unsere Kollektionen in Paris und Mexiko vorstellen und große, bunte Performances inszenieren. Mit unseren Stoffen und Kleidern Symphonien aus Farben und fließenden Bewegungen erzeugen, die ich in den Parks dieser Welt präsentiere.

Was für Musik läuft in eurem Shop?
Von Koreanischen Pop bis Afrikanischem Voodoo Sound, klassische Film Soundtracks wie Star Wars. Harri stellt die Playlist zusammen, wenn es im Shop sehr voll ist, dann stellen wir die Musik leiser, wenn weniger los ist, dann spielen wir lautere Musik. Unsere Kunden sollen sich wie auf einer Reise in ein fernes Land fühlen.

Was ist überhaupt und generell das Allerbeste?
Liebe in allen ihren Formen.

 

 

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