Klar, Sturm trinkt man am besten in einem der Heurigen – direkt in den Weinbergen, oder aber beim Winzer in den randnahen, auf -ing endenden Bezirken wie Hietzing oder Döbling. Das ist zwar immer ein lohnenswerter Ausflug, manchmal möchte man sich den Herbst aber auch spontan schöntrinken: Zum Glück haben fast jede Bar und jedes Beisl in Wien ihren eigenen Sturm. Wir haben uns mal durchgetestet und stellen 6 überraschende Sturm-Spots mitten in der Stadt vor.*
Bewertet wird in den Kategorien Preis, Geschmack und Sturmfaktor, wobei gilt: je stürmischer, desto besser der Rausch.
*Disclaimer: Aus unterschiedlichsten Gründen konnte ein flächendeckendes Sturm-Studium leider nicht gewährleistet werden; die folgende Liste gilt deshalb als ebenso subjektiv wie unvollständig und darf gerne erweitert werden. Alle Angaben ohne Gewähr.
Kurze Sturm-Knigge vorab
Sturm ist junger, noch nicht fertig gereifter Wein: Man sagt deshalb „Mahlzeit“ statt „Prost“ und es wird auch nicht angestoßen – das ist „richtigem“ Wein vorbehalten. Die meisten von uns haben das auf die harte Tour lernen müssen, diesen Fehler müsst ihr nicht wiederholen.
Los geht’s.
Der Klassische: Amerlingbeisl
Stiftgasse 8, 1070 Wien
Im Amerlingbeisl sitzt man vor allem an goldenen Herbsttagen wunderschön im Innenhof. Der Sturm ist für das Testteam der erste des Jahres und ein perfekter Einstieg: Mild, von einer trüb-romantischen Farbe und mit einem angenehm prickelnden Nachgeschmack auf der Zunge. Die süße Milde führt zu einer angenehmen Beduseltheit, ein ausgereifter Rausch erwächst sich aber auch nach drei Gläsern noch nicht. Im Preis ist der Amerlingbeisl-Sturm dafür unschlagbar.
Preis pro Glas: 1,60 €
Geschmack: 5 von 5
Sturmfaktor: laues Lüftchen
Der Lässige: Top Kino
Rahlgasse 1, 1060 Wien
Das Top Kino ist ja sowieso ein Allrounder in Sachen Unterhaltung: Von guten Filmen über leckere Snacks und bezahlbare Drinks bis hin zu schönen, kreativen Menschen gibt es hier eigentlich alles, was ein guter Abend braucht – keine Frage also, dass hier auch Sturm serviert wird. Der kommt seiner Zielgruppe angemessen spritzig und frisch daher, prickelt ordentlich und hat eine angenehme Säure; die Sturm-Sommeliers konnten außerdem einen Hauch Birne erschmecken (oder sich zumindest einbilden). Gegen den Top Kino-Sturm sprechen dagegen der vergleichsweise hohe Preis sowie der ausbleibende Rausch, den man aber auch mangelndem Engagement seitens der Testergruppe zuschreiben könnte.
Preis pro Glas: 3,80 €
Geschmack: 3 von 5
Sturmfaktor: steife Brise
Der Feine: Gasthaus Rebhuhn
Berggasse 24, 1090 Wien
Im Rebhuhn im Servitenviertel fühlt man sich immer angenehm erwachsen. Kein Wunder, das Essen ist von herausragender Qualität (wir empfehlen vor allem den Tafelspitz und für Vegetarier den Avocado-Salat mit Erdäpfeln) und die Atmosphäre gedämpft, ohne verkrampft zu wirken. Aber auch auf einen Absacker lohnt sich ein Besuch in der Berggasse: Wie erwartet liefert das Rebhuhn mit einem erdigen, würzig-aromatischen Kandidaten in der Kategorie Sturm ab. Gleichermaßen stimmt der Preis. Einfach, zuverlässig, bodenständig; nur zum Wegbrennen ist er fast zu schade – diesen Sturm muss man genießen.
Preis pro Glas: 2,80 €
Geschmack: 4 von 5
Sturmfaktor: mäßige Bö
Der Echte: Gasthaus Wickerl
Porzellangasse 24a, 1090 Wien
Es wird Zeit für die Grande Dame des jungen Weins: Schilchersturm. Diese steirische Spezialität wird aus der Blauen Wildbachertraube gewonnen, die ausschließlich in der Steiermark reift, und kommt im eleganten roten Gewand daher – der schillernden Rosé-Farbe verdankt der Schilcher übrigens auch seinen Namen. Man findet ihn zum Beispiel im Wickerl, einem Wiener Urgestein im 9. Bezirk, in dem man übrigens auch hervorragend essen kann: Als roter Sturm hat der Schilcher definitiv mehr Feuer unterm Arsch als die Vorgänger-Stürme, schmeckt hier herzhaft-erfrischend und prickelt unaufdringlich. Potential zum Rausch definitiv gegeben.
Preis pro Glas: 3,80 €
Geschmack: 5 von 5
Sturmfaktor: Windstärke 9
Der Romantische: Weinstube Josefstadt
Piaristengasse 27, 1080 Wien
Dass man in der Weinstube Josefstadt auch vorzüglich Sturm kredenzen kann, lässt sich angesichts des Namens unschwer erraten. Tatsächlich handelt es sich hier eigentlich um einen klassischen Stadtheurigen, dennoch wollen wir euch diese doch recht versteckte Grünoase nicht vorenthalten. Im von Bäumen und nackten Statuen gesäumten Innenhof wird es nämlich nochmal richtig lauschig: Gegen den abendlichen Herbstwind hilft Zusammenrücken und was wir galant „Sturm Schranke“ taufen: Der weiße schmeckt in der Josefstadt sanft-belebend, der rote fruchtig mit einer dezenten Kirschnote. Ein Sturm kommt eben selten allein.
Preis pro Glas: 3,80 €
Geschmack: 4 von 5
Sturmfaktor: aufziehendes Tiefdruckgebiet
Der Süffige: The Golden Harp
mehrere Standorte in sämtlichen Bezirken
Bitte fragt uns nicht, was uns in eine Irish Pub (!)-Kette (!!) verschlagen hat; uns ist das Ganze peinlicher als euch. Aber: Wer sich von seinem Sturm vor allem Ergebnisse erwartet, wird bei den trinkfreudigen Iren nicht enttäuscht. Zu tieffliegenden Preisen ist der Sturm hier, gerade wenn er spontan und von der Leber unvorbereitet wegkonsumiert wird, ebenso süß wie süffig und katapultiert euch direkt ins Auge des Orkans.
Preis pro Glas: 2,80 €
Geschmack: 2 von 5
Sturmfaktor: Tropischer Wirbelsturm
Natürlich findet ihr auch bei sämtlichen Heurigen guten Sturm. Zum Beispiel in Mauer, Ottakring oder Neustift. In diesen außergewöhnlichen Heurigen findet ihr sogar Streichelzoo und co.