Wer schon einmal mitten auf dem See, auf der Suche nach Abkühlung, von Bord des Segel- oder Tretboots gesprungen und dann knöcheltief im Schlamm festgesteckt ist, der findet das Meer der Wiener nicht mehr ganz so toll. Aber so leicht lassen wir uns nicht abschrecken und geben dem Neusiedler See eine zweite Chance. Hier ein paar richtig schöne Badeplätze, idyllische Orte und herzallerliebste Heurige im Uhrzeigersinn.
Anfahrt
Mit dem Zug
Die Fahrt von Wien Hbf bis Neusiedl am See dauert 40 Minuten und kostet 11,60 Euro ohne Ermäßigung, wenn ihr sowieso ein Studententicket oder die Jahreskarte für Wien habt sind es 9,20 Euro. Es fährt stündlich ein Direktzug hin und zurück, der letzte Zug nach Wien geht um 22:01 Uhr. Um vor Ort mobil zu sein, nimmst du am besten dein Radl mit.
Mit dem Fahrrad
Oder du machst gleich eine ordentliche Radltour. Auf direktem Weg nach Neusiedl am See brauchst du rund drei Stunden, schöner ist der Radweg an der Donau entlang, dafür fährst du auch etwas länger. Einmal um den österreichischen Teil des Sees brauchst du mit dem Fahrrad dreieinhalb Stunden - Pausen nicht einberechnet.
Mit dem Auto
Eine Autofahrt von der Wiener Innenstadt bis nach Neusiedl dauert eine Dreiviertelstunde. Am besten Unterkunft buchen, Wein verkosten und am nächsten Tag deinen Lieblingswein flaschenweise mit heimnehmen.
Unsere Highlights am Neusiedler See
Jois
Jois am Nordzipfel des Sees ist ein hübscher, kleiner Ort mit jeder Menge Weinbauern, bei denen du um wenig Geld ein Zimmer, exzellente Jausen und literweise Wein bekommst. Highlight ist aber das Strandbad am Joiser Hafen: Hier wurde extra eine Badegrube ausgehoben und der schlammige Boden mit Kies bedeckt. Aus einem alten Wohnwagen werden kühle Getränke, Eis und Snacks verkauft.
Wem Beach Club und Heurige nicht genug sind, der findet neben dem Joiser Hafen die schicke Seejungfrau als Insider-Alternative zur Mole West. Hier kann man an Wochenenden und Feiertagen gemütlich brunchen und am Abend auf der Seeterrasse sitzen und der Sonne beim Untergehen zuschauen. Maximal romantisch.
Neusiedl
Die erste Bezirk Schickeria wechselt im Sommer vom Fabios an die Mole West. Das San Tropez am Meer der Wiener sozusagen. Von der schicken Terrasse lässt sich das Ende des Sees nur erahnen, das Essen ist ausgezeichnet und weil man im Burgenland ist, darf man bezahlbaren Wein dem Champagner vorziehen.
Ebenfalls in Neusiedl: Der beste und sympathischste Fischhändler am See. In der Fischerei darfst du dich einmal durchs Sortiment kosten und bekommst nach dem Einkauf ein Glaserl Wein in die Hand gedrückt.
Weiden
Auch Weiden ist ein netter Ort mit großem Seebad. Heißer Tipp für alle, die nach dem Baden nicht hungrig heimfahren möchten: Die gegrillten Makrelen im Gasthaus Steckerlfisch kommen zwar nicht aus dem Neusiedlersee, schmecken aber trotzdem hervorragend. Das kann einem auch der mürrische Chef nicht vermiesen.
Am gegenüberliegenden Zipfel, in Sichtweite zur Mole West hat vor zwei Jahren das schicke Das Fritz aufgesperrt. Hier interpretiert man die pannonische Küche neu und findet auf der Karte (neben ausgezeichnetem Frühstück) und einer feinen Auswahl an Veggie-Gerichten auch Spanferkel, Neusiedlersee-Zander und Angusrind.
In der Strandbar im Seebad Weiden kommt das Essen aus der Küche des Restaurants Zur Blauen Gans. Gekocht wird hier mit ausschließlich regionalen Zutaten, auf der Karte stehen Grillspezialitäten und auch viele vegetarische Gerichte. Zwischen Segelschiffen und Schilflandschaft bekommt man in der Strandbar natürlich auch gute Drinks auf der Strandliege serviert.
Auf dem Rückweg unbedingt einen Abstecher nach Gols zum Weinkulturhaus machen, denn die haben die größte Auswahl an Ab-Hof-Weinen.
Podersdorf
Nach Podersdorf kommt man eigentlich nur, um Surfen oder Kitesurfen zu lernen oder sich einen Surfer aufzureißen. Wenn du weder das eine, noch das andere willst und trotzdem hier gestrandet bist, dann haben wir ein Alternativprogramm zu billigen Shots in Surferbars für dich:
Jeden Mittwochabend gibt’s eine romantische Schifffahrt inklusive Weinverkostung. Die Fahrt im Sonnenuntergang dauert eine Stunde und kostet 15 Euro für Erwachsene inklusive Wein.
Noch besser: Das urige Gasthaus zur Dankbarkeit. Hier verarbeitet die Familie mit viel Liebe Fische aus dem See, Steppenrinder, Mangalizaschweine und Weidegänse aus der Umgebung. Dazu darf man sich in der Weinstube oder im idyllischen Heurigengarten einmal durch die Karte kosten.
Und während die anderen tagsüber surfen, kannst du im Strandbad mit Sandstrand (!) baden gehen, dir den Leuchtturm anschauen, von dort mit dem Schiff nach Rust fahren und ein Selfie mit den tausenden Möwen machen, die hinter dem Boot herfliegen. Klingt doch gar nicht so schlecht!
Illmitz
Den Badetipp für Illmitz gibt's zwei Abschnitte weiter unten, die Heurigen- und Weintipps gleich hier: Der Heurige zur Hölle direkt neben dem Stinkersee ist die optimale Jausenstation während einer Radtour oder einem ausgiebigen Spaziergang durch den Nationalpark. Das Weingut produziert seinen eigenen Welschriesling und bietet gute Heurigenkost - von der großen Terrasse hat man einen schönen Blick auf den Neusiedlersee.
Von der Hölle in den Himmel sind es im Bu-Land nur wenige Meter. Winzer Christian Tschida produziert laut unserem Insider den besten Wein des Burgenlandes (wenn nicht der Welt): Süffig und biodynamisch mit dem klingenden Namen "Himmel auf Erden". Den kann man dann gleich in der Burschenschank Gowerl-Haus verkosten. Der Familienbetrieb züchtet außerdem freilebende Mangaliza-Schweine, die man erst streicheln und dann essen darf. Dementsprechend gut schmecken die Wurst- und Bratenspezialitäten.
Mörbisch
Seit letzem Jahr auch, oder gerade, außerhalb der Festspielsaison einen Besuch Wert: Das Wiener Restaurant Artner hat in Mörbisch eine super schicke Sommerdependance eröffnet. Im Strandhaus Mörbisch bekommt man Gambas, Burger oder Flammkuchen sowie die besten Weine aus dem Burgenland auf seine Lounge-Liege serviert.
Schotterinsel zwischen Rust und Illmitz
Rust ist schon etwas weiter von Wien entfernt. Mit dem Bus brauchst du rund eine Stunde und 45 Minuten. Hier mietest du dir am besten ein Boot und fährst raus auf den See. Zwischen den beiden Inseln „Fünf Schoppen“ und dem Ostufer ist der Boden fest und sandig. Bei Niedrigwasser bilden sich sogar kleine Schotterinseln, also aufpassen mit Segelbooten. Ca. einen Meter vor der Küste von Illmitz solltest du weiter Richtung Podersdorf schippern, hier entdeckst du im Naturschutzgebiet schöne versteckte Buchten.
Purbach
Das Beste kommt hier ganz klar zum Schluss: Die Purbacher Kellergasse mit über 80 Weinkellern ist so idyllisch, dass man mindestens eine Woche bleiben möchte, um sich von Heurigen zu Heurigen zu trinken.
Kulinarisches Highlight ist das Gut Purbach, das zwar alles andere als günstig ist, dafür wird hier aber hervorragend gekocht. Im Zweifelsfall isst man Grammelknödel (mit Mangalitzagrammeln!) um 17 Euro in dem wunderschönen Innenhof. Auch sehr schön (und bezahlbar) ist die Kellerschenke Strommer mit eigenem Wein, ausgezeichneten Heurigenspeisen wie Schweinsbraten oder Grammelschmalzbrot und einem sehr hübschem Heurigengarten.
Auch schön: Bei der Kanutour entlang des Purbacher Seekanals kannst du noch richtig was lernen und dich im Schilfgürtel wie Humboldt am Amazonas fühlen. Die Tour gibt‘s nach Voranmeldung jeden Freitag von 10-12 Uhr für 20 Euro pro Person.