Klassisches

„Der Diener zweier Herren“ im Burgtheater

Carlo Goldonis fantastische „Commedia dell’Arte“ (Figuren- und Maskentheater) aus dem Jahr 1746 ist wohl auch dem größten Theatermuffel vom Hörensagen ein Begriff. Der Inhalt des Stücks wurde für zahlreiche moderne Film- und Theaterinszenierungen adaptiert und ist noch immer ein ziemlicher Renner auf den Spielplänen der Theaterwelt. Es geht um zwei Liebende, die das Schicksal getrennt hat und die nun wieder zueinander finden müssen. Beatrice, eine mutige junge Frau aus Turin, verkleidet sich dafür als Mann und mischt bewaffnet die Gangsterwelt Venedigs auf. Truffaldino, ein Hunger leidender Gelegenheitsdiener, sucht sich aufgrund seiner aussichtslosen Lage heimlich einen zweiten Arbeitgeber. Und im Hintergrund machen die vermeintlich ehrbaren Kaufmänner der Stadt dubiose Geschäfte. Die Besetzung mit u.a. Peter Simonischek, Mavie Hörbiger und Markus Meyer ist auch nicht grad von schlechten Eltern! Dieser Theaterklassiker ist absolut sehenswert.

 

Politisches

„Gutmenschen“ im Volkstheater

Im Herbst 2015 entwickelte die israelische Regisseurin Yael Ronen mit ihrem Ensemble die Komödie „Lost and Found“, die mit dem Nestroy-Autorenpreis als Bestes Stück ausgezeichnet wurde. Mehr als zwei Jahre später kommen die Mitwirkenden von damals wieder im Volkstheater zusammen und machen mit ihrem Fortsetzungsstück dort weiter, wo sie beim letzten Mal auseinander gegangen sind. „Gutmenschen“ dreht sich nicht nur um die aktuelle Asyl- und Wirtschaftspolitik in Österreich, sondern auch um die Thematik von menschlichen Beziehungen und wie diese heutzutage überhaupt funktionieren oder eben nicht. Nebenbei wird der allgegenwärtige österreichische rote Stier etwas unsanft bei den Eiern gepackt. Clevere De-Eskaltionskomödie mit tollem Ensemble! 

Das Interview mit Schauspieler Paul Spittler zum Stück "Gutmenschen" findest du hier.

 

Melancholisches

„Lupus in Fabula“ im Theater Drachengasse

„Der Tod ist eine blöde Sau“! Darum geht es in Henriette Dushes preisgekröntem Stück: Drei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, versammeln sich am Krankenbett ihres Vaters und versuchen, damit umgehen zu lernen - jede auf ihre spezielle Art und Weise. „Beim Sterben kommen die Leut‘ zamm“ und man erinnert sich daran, was Familie eigentlich bedeutet. Das macht dann das Sterben, „diese verdammte Scheißsauerei“, dann wieder etwas erträglicher. Makaberes, tragisch-komisches und feinfühliges Stück, inszeniert von der deutschen Regisseurin Sandra Schüddekopf. Mit Christina Scherrer, Karola Niederhuber und Wiltrud Schreiner.

 

Schräges

„Raststätte oder Sie machens alle“ im Werk X

Die Regisseurin Susanne Lietzow nimmt Elfriede Jelineks „skandalöse“ Farce aus dem Jahr 1994 als Ausgangspunkt einer Reise durch die verschiedenen Lager der spätkapitalistischen Gesellschaft. Zwei frustrierte Ehefrauen verabreden sich auf dem Klo einer Autobahnraststätte zu einer kleinen Orgie mit fremden Männern. Sie sind laut eigener Aussage auf der Suche nach „tierisch gutem Sex“ und treffen dabei zufällig auf ihre eigenen Ehemänner. Man kann dieses Stück durchaus als polarisierend bezeichnen. Der eine wird am Schluss vielleicht wild Beifall klatschen, der andere möglicherweise nach zehn Minuten den Saal verlassen. Wer sich als Zuschauer freiwillig in die Abgründe der Seele von Elfriede Jelinek begibt, muss natürlich auf einiges gefasst sein ...

 

Performatives

„Running Gag“ im brut Wien

Das weibliche Performance-Duo Sööt/Zeyringer begeistert seit einigen Jahren ihr Publikum mit Aufführungen voll subtilem Humor und hintergründigem Witz. Ihr neuestes Werk „Running Gag“ hinterfragt in österreichischer Uraufführung die Macht- und Geschlechterverhältnisse in der Geschichte der Komödiantik. Wer „darf“ überhaupt lustig sein, und wer lacht eigentlich über wen? Sööt/Zeyringer beschäftigen sich während ihrer Lectureperformance u.a. mit den Slapstick- und Stummfilmheldinnen der 1910er Jahre und beleuchten die Verbindung von Gender und Humor in einer Zeit, in der die Rolle der Frau große Veränderungen erfuhr.

Vorschau- und Headerbild: (c) Der-Diener-zweier-Herren-Burgtheater-Wien-Reinhard-Werner

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