Klassisches

„Der Kaufmann von Venedig“ im Volkstheater

William Shakespeares Stück aus dem Jahr 1605 ist wohl auch dem größten Theatermuffel ein Begriff. Seit Jahrhunderten ist der Inhalt noch immer ein ziemlicher Renner auf den internationalen Spielplänen.

Im Stück geht es um den Juden Shylock, der in Venedig seine Kredite und Zinsen an die italienische „Hautevolee“ vergibt. Antonio, ein junger, aufstrebender Kaufmann, verachtet Shylock, nennt ihn einen „Judenhund”, braucht aber für seine Heirat mit der Milliardärstochter Portia dringend Kohle von ihm. Ein Vertrag wird zwischen den beiden aufgesetzt. Wenn Antonio es nicht schafft, das Geld bis zum vereinbarten Zeitpunkt zurückzuzahlen, darf Shylock ein Pfund Fleisch aus Antonios Leib schneiden. Was folgt, ist ein Spiel aus Zufall und Schicksal. Wer gewinnt, wer verliert und wer bezahlt wortwörtlich mit seinem Leben?

In dieser Inszenierung wählt das Publikum den Shylock aus drei unterschiedlichen Charakteren und bestimmt per Applaus-O-Meter jeden Abend neu, wer der Jude ist: Ein seriöser Kapitalist, ein traditioneller Jude aus dem 2. Bezirk oder eine Geschäftsfrau mit Migrationshintergrund? Shakespeare with a twist!! 

 

Drama, Baby!

„Glaube, Liebe, Hoffnung" im Burgtheater

Im Zuge der Weltwirtschafskrise des Jahres 1932 erstarkt der Nationalsozialismus in Mitteleuropa. Viele Menschen sind arbeitslos und verarmt, so wie die junge, ehrgeizige Elisabeth. Aus der Not heraus, versucht sie am Anatomischen Institut ihre eigene Leiche zu verscherbeln, wird aber wieder weggeschickt. Der Präparator des Instituts zeigt aber Mitleid und leiht ihr Geld für einen Gewerbeschein, damit sie arbeiten kann. Als sie das Geld nicht zurückzahlt, zeigt er sie wegen Betruges an und Elisabeth muss für zwei Wochen ins Gefängnis. Nach ihrer Entlassung lernt sie den Polizisten Alfons Klostermeyer kennen, der sie gleich heiraten möchte. Bei einer Razzia der Polizei, erfährt Alfons von Elisabeths Vorstrafe. Er muss sich zwischen ihr und seiner Karriere entscheiden und lässt Elisabeth sitzen. Diese entscheidet sich für den einzigen Ausweg...

Der österreichisch-ungarische Schriftsteller Ödön von Horváth erzählt die Geschichte einer jungen Frau im Kampf mit einer Welt voller Brutalität, sozialer Ungerechtigkeit und Benachteiligung. Tolle Story mit noch tollerem Ensemble! 

 

Politisches

„Ein Staatenloser“ im Werk X

In dieser Uraufführung spielt ein Geflüchteter sich selbst und erzählt uns seine Geschichte: Alireza Daryanavard ist Schauspieler und Regisseur, studierte im Iran und lebt seit 2014 in Österreich. „Ein Staatenloser“ zeigt, wie die Zensur eines Regimes Künstler zur Aufgabe zwingt und berichtet von Alirezas Anfängen im Iran, dem dortigen Untergrundtheater und der Arbeit gegen die Unfreiheit bis hin zur Flucht Richtung vermeintlicher Demokratie. Text, Video, Installationen und Musik bilden ein Tagebuch der Flucht, welches der Hauptdarsteller mit seinen Zuschauern teilt und dabei die österreichische Scheinheiligkeit im Umgang mit dem Thema „Flüchtlingstheater“ ins Bewusstsein ruft. 

 

Melancholisches

„All das Schöne“ im Theater Drachengasse

Als die Mutter einer 7-Jährigen versucht, sich umzubringen, beschließt das kleine Mädchen, eine Liste zu erstellen, mit all den Dingen, die das Leben lebenswert machen: Zum Beispiel Sachen mit Streifen, Leute, die stolpern oder Wasserschlachten. Zum Glück gibt es immer noch den Sockenhund, dem sie sich anvertrauen kann, während sich der Vater in Jazzmusik flüchtet. Inzwischen ein Teenager, landen auf ihrer Liste dann Dinge, wie Nacktbaden, zuhörende Friseure oder Hängematten. Im Erwachsenenalter endet sie sogar bei einer Million Dinge. Eine Million Dinge, die sie davon überzeugen sollen, dass es unendlich viele Gründe gibt, weiter zu leben. Mit der fantastischen Michaela Bilgeri als One Woman Show... So schön!

 

Performance

„Das Dorf“ im brut Wien

Das Performance-Kollektiv Nesterval besteht aus Performern, Drag-Artists, Amateur- und Profischauspielern und lässt die Zuschauer zu Mitspielern der Stücke werden. Unter dem Motto „Gesellschaftskritik meets Heimatfilm“ lädt das Ensemble im Herbst zu einem immersiven Theaterabenteuer in eine Wiener Buschenschank ein. Hier verstrickt sich das Publikum in eine dramatische Hochzeitsgeschichte und erlebt einen Remix aus feministischer Literatur des 19. Jahrhunderts mit österreichischen Heimatfilmen und trostlosem Bergbauernrealismus. Die Besucher dürfen sich auf die Suche nach dem Sehnsuchtsort Heimat begeben und große Fragen nach Fremde, Gewalt, Liebe und Schuld ergründen. Und Spritzwein gibt’s auch. Schnell noch (Rest-)Karten sichern!

 

Vorschau- und Headerbild:(c)-Glaube-Liebe-Hoffnung-Burgtheater-Wien-Reinhard-Werner

Artikelbild1:(c)-Ein-Staatenloser-Werk-X-Wien-Fesih-Alpagu

Artikelbild2:(c)-All-das-Schöne-Theater-Drachengasse-Wien-Rupert-Derschmidt

 

Wer statt ins Theater lieber ins Museum geht, findet hier die coolsten Ausstellungen im Herbst 2018

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