In Wien schmust es sich ja ganz ausgezeichnet und, vor allem wenn es kalt ist, kann man froh sein, wenn man überhaupt wen zum Schmusen gefunden hat. Für die Glücklichen hier ein paar Tipps, wo man am besten schmust, wenn die WG-Küche keine Option ist. Anmerkung für unsere deutschen Freunde: Nein, schmusen ist nicht das, was man mit seiner Katze tut. Raus mit Labello und Mundspülung - und los geht's.
Heimlich
Im Augarten
Außerordentlich gut geeignet für einen heimlichen Speichelaustausch – sei es, weil die Beziehungskonstellation mit dem Exfreund noch nicht restlos geklärt ist oder weil man das neue Gspusi nicht ganz so salonfähig findet – ist auf jeden Fall der Augarten. Dort kann man in freundschaftlicher Manier gemütlich um die Flaktürme flanieren und sich bei Auflodern der Leidenschaft hinter den Büschen im nördlichen Eck verstecken.
In der Raucherkabine vom Donau
Du hast es mit dem Gspusi auf einen Drink ins Donau geschafft und hast das Ganze nur betrieben, um endlich zum Schmusen zu kommen? Gut. Wenn du jetzt plötzlich auf der anderen Seite der Bar im diffusen Lichtspektrum deine Projektgruppe vom Montagskurs siehst, für den du schon vor zwei Wochen eine Frage ausarbeiten hättest sollen, schnapp dir dein Gspusi und verzieht euch in eine vernebelte Skikabine. Rauchen brauchst dann eh nicht, nur schmusen.
In der Grellen Forelle
Ein anderer heißer Tipp für heimliches Schmusen ist in jedem Fall die Forelle und das aus mehreren Gründen: Erstens ist es bis auf die millisekunden-langen Blitze sehr sehr dunkel in diesem Club. Das heißt dich sieht keiner. Zweitens haben dort Party-Paparazzi mit Visitenkarten in der einen und Spiegelreflex-Kamera in der anderen Hand keinen Zutritt. Drittens sind die Leute dort sehr viel mit sich selbst beschäftigt und nehmen Engumschlungene genauso wenig wahr, wie alle anderen Aspekte der Realität.
Unheimlich
Im letzten Eck der Pizzeria Mafiosi
Für die gefährlich-wilden Romantiker unter euch ist es auf jeden Fall ein Muss, mal auf eine 3,60 Euro-Pizza ins Mafiosi zu gehen und mit dem Date bei ein, zwei Spritzer hinter die dunklen Holzbänke zu rutschen. Unheimlich ist das Schmusen dort nicht nur wegen der teils mittelalterlichen, teils völlig undefinierbaren, aber durchwegs schwarzen Dekoration und der schwachen Beleuchtung, sondern auch aufgrund der Bedienung und Stammgäste.
In der Geisterbahn
Klassischer Anlaufpunkt für all jene, die es gruselig mögen, wenn's um Romantik geht: die Geisterbahn im Prater. Besonders, wenn das Gspusi sich noch in der Friendzone befindet, kann es in dem kleinen Wagerl, das durch die Geisterburg rattert, schnell zum lang lang ersehnten Körperkontakt kommen.
Öffentlich
Auf Stiegen aller Art
Du hast endlich jemanden dazu gebracht, dass du dich ihm/ihr auf weniger als einen Zentimeter mit den Lippen annähern darfst und das soll jetzt natürlich jeder wissen. Erstens: Gratuliere. Zweitens: Am besten trägst du dein Gspusi-Glück auf jeder erdenklichen Form von Stufen zur Schau: Vor dem WU-Haupteingang, vor der Uni Wien, vor dem BOKU Hauptgebäude oder aber auch vor dem Mumok oder neben dem kleinen Elefanten vor dem Naturhistorischen Museum. Einfach hinsetzen oder -stellen (weil sonst kalt am Popsch) und losschmusen.
Im Ganz Wien
Wenn du vom Stufen-Sitzen einen kalten Hintern hast, kannst du das aktuelle Schmuse-Gspusi auch ins Ganz Wien ausführen. Das ist deswegen ein öffentlich gut einsehbarer Schmuseplatz, weil die zwei besten Plätze im Lokal direkt in ein großes Fenster eingebettet sind, das auf die Zollergasse hinausgeht. Samstagabends passiert dort genug, damit deine Verführungskünste auch alle mitbekommen.
Im World Wide Web
Falls das beides nichts nützt und sich dein Ruf als ewige Jungfrau ohne Riss eisern hält, kannst du es immer noch mit der öffentlichsten Schmuseform überhaupt versuchen: Mach eine Fotostory mit deinem Gspusi, wo ihr einmal quer durch Wien schmust, vom Kahlenberg bis in die Therme Wien, und stell es auf deine Instagram Story, ohne viel Hashtags drum herum (die würden nämlich verraten, wie wichtig dir das Öffentliche am Schmusen ist). Es kann übrigens nicht schaden das Gspusi vorher zu fragen. Sonst hat es sich schnell ausgeschmust.
Gar nicht
Am Zentralfriedhof
Für alle, die im Feuereifer der Leidenschaft gar nicht mehr aufhören können mit dem Rummachen und deshalb schon ganz wunde Lippen haben, denen sei der Zentralfriedhof als Kurzone für einen kussfreien Nachmittagsspaziergang empfohlen. Im Angesicht von Grabsteinen, die im Nebel der Dämmerung in der Stille stehen, hält man sich lieber nur ganz fest an der Hand.
Im Loco
Aus gänzlich anderen Gründen solltest du es auch im Loco unterlassen, wilde Küsse auszutauschen. Die meisten Gäste dieses Tanzlokals bestechen nämlich durch eine äußerst hohe Anzahl an Kusspartnern – da hilft der Vodka Shot danach dann auch nix mehr, um die Spuren der Verflossenen fortzuspülen. Also: Lieber nicht.
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Headerbild: Andy Wright via Unsplash
Einleitungsbild: Greg Rakozy via Unspalsh