Wenn das Thermometer dieser Tage endlich mal wieder über die 15 Grad Marke klettert dann ist es für mich wieder soweit: I reiß´ mei Radl außa! Denn ja, ich bin ein Weichei und kann nicht behaupten „ich brauch gar kein Öffi Ticket mehr, weil ich fahr das ganze Jahr mitn Radl.“ Stattdessen reihe ich mich, aus Angst vor glitschigen Radwegen, und noch mehr Angst vor beißender Kälte ganz brav mit den grantigen Winter - Wienern in die Öffis ein und sitze mit Vorliebe auf den Straßenbahnbänken über der Heizung.
Aber damit ist es jetzt vorbei! Der Polarforscher – Parka wird gegen eine windschnittige Windjacke getauscht und die mit Lammfell beeinlagten Stiefel gegen Hipster Sneakers. Dann wische ich den Staub von 2018 von meinem geliebten Drahtesel, der im Radkeller keine schönen Monate verbracht hat, und los geht’s in eine erste Ahnung vom Frühling hinein.

Die besten Radwerkstätten findest du hier.


Stop I: Donaukanal

Über die Nußdorfer- und Alserbachstraße fahre ich am Vormittag sehr zügig – weil abwärts – Richtung Friedensbrücke und gestehe mir nicht ein, dass der Fahrtwind noch saukalt ist und meine Finger einfrieren. Am Kanal fahre ich dann etwas langsamer (weil nicht mehr abwärts, und die Schenkel noch nicht so fit sind) und weiche unzähligen Hunden, Kleinkindern, Senioren und Hobbyläufern aus. Das Aufkommen der letzteren Gruppe ist zu Frühlingsbeginn besonders groß, weil die meisten noch Hoffnung auf die Bikinifigur im fernen Sommer hegen oder von motivierten Freunden zu Weihnachten zum Wings for Life Run angemeldet wurden – unfreiwillig. Das Aufkommen dünnt sich bis spätestens Mai aus.

Ich parke mein Radl an einer Bank und beschäftige mich bei angenehmer Sonneneinstrahlung mit der heutigen Zeitung – wobei ich mich gern vom regen Treiben  am Kanal ablenken lasse. Wenn ich dann vom Lesen und Leut' schauen durstig werde, treffe ich mich mit einer Freundin im Adria und wähle je nach Wiener Windgeschwindigkeit und Sonnenstand ein Platzerl auf der Holzterrasse draußen oder im Glashaus drinnen.


Stop II: Schönbrunn

Wenn der Kaffee leer, alles besprochen und die Frühlingssonne noch etwas höher gestiegen ist, brause ich im Slalom wieder um die Donaukanalbesucher und zweige schließlich Richtung Südwesten ab. Vorbei am Stadtpark, wo die motiviertesten Wiener schon in die kurzen Hosen gesprungen sind und am Karlsplatz, wo die TUler ihre Tinderdates aufs erste Eis einladen, geb´ ich ordentlich Gas und fahre raus bis nach Schönbrunn (falls es Gegenwind gibt, steig ich für ein kurzes Stück in die U4 ein).

Seit Weihnachten bin ich stolze und begeisterte Jahreskartenbesitzerin des Tierparks Schönbrunn. Auch mein Freund gehört zum Club (auch wenn er weder stolz noch begeistert davon ist). Ich treffe ihn dort und wir machen einen kleinen Rundgang. Die wichtigsten Stopps: Erdmännchen (Haben sie schon Babies?), Robben (Wann werden sie gefüttert?) und Elefanten (Einfach so). Eine Jahreskarte im Zoo ist wie eine Saisonkarte beim Skifahren: Damit kann man ohne schlechtes Gewissen mal nur kurz im Tierpark vorbeischauen und dann einfach wieder gehen. Man kommt ja bald wieder. Weil die Sonne noch immer (!) scheint machen wir noch einen Minispaziergang durch Schönbrunn – auf die Gloriette schaffe ich es aber wegen dem Muskelkater nicht mehr.


Stop III: Pho

Weil mein Freund auch mit dem Radl da ist und es lächerlich findet, damit in den Öffis zu fahren, radeln wir schließlich wieder, den Wien Fluss entlang, Richtung Zentrum. Dabei bemerke ich wenig amüsiert, dass der Wind doch noch bisschen frisch ist. Doch durch das Treten wird uns warm und durch den sechsten und siebten Bezirk (ja, eine kleine Wiener Weltreise) gelangen wir schließlich zum Vietnamesen meines Vertrauens in der Lerchenfelderstraße - Nguyen´s Pho House. Der hat schon ein paar Tische aufgebaut und serviert einen ausgezeichneten Pho – ein Gericht, das mich von den fleischlosen Fastenzeitstrapazen sehr gut ablenken kann.

Weitere gute Vietnamesen findet ihr hier.


Hier geht's zu Annas liebsten Plätzen im Frühling - also in den Schanigarten.

Mehr zum Thema