Markus Dietl
Bald beginnt der alljährliche Kampf um die Tickets für die heurige Ausgabe von Österreichs größtem internationalem Filmfestival, der Viennale. Wir schaffen Orientierung für euch mit einer Auswahl möglicher Filmhighlights.
Dear Beautiful Beloved
Der Film zeigt uns den Krieg, ohne eine einzige Schlacht zu zeigen. Stattdessen sind wir mitten im Chaos: Soldaten werden geborgen, alte Menschen aus Kriegsgebieten evakuiert. Sie wissen nicht, wohin es geht – der Kontrollverlust ist total. Wir hören die traumatisierenden Geschichten, spüren die Sprachlosigkeit und die Härte des Lebens im Krieg. Doch zwischen all dem Leid sind es die kleinen Gesten der Fürsorge, die uns den Glauben an die Menschlichkeit zurückgeben.
Anora
Die junge Sexarbeiterin Anora aus Brooklyn lernt Ivan, den Sohn eines russischen Oligarchen, kennen. In einer spontanen Aktion heiraten die beiden in Las Vegas. Das impulsive Liebesglück gerät jedoch in Gefahr, denn Ivans Familie in Russland zeigt sich nicht einverstanden mit der Partnerschaft. Regisseur Sean Baker („The Florida Project“, „Red Rocket“), der für seine wirklichkeitsnahen Sozialdramen über Figuren am Rande der US-amerikanischen Gesellschaft bekannt ist, gewann für diesen Film die Goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes.
The Shrouds
Erst im Jahr 2022 zeigte die Viennale mit „Crimes of the Future“ den letzten Film von Regisseur David Cronenberg, eine unterkühlte und entschleunigte Dystopie, die eher durch ihre gesellschaftlichen Implikationen, als über eine mitreißende Geschichte zu fesseln wusste. Nun präsentiert der Meister des Körperhorrors und Kopf hinter Genreklassikern wie „Die Fliege“ oder „Videodrome“ sein neues Werk. Ein bekannter Geschäftsmann trauert um seine verstorbene Frau und erfindet eine umstrittene und innovative Technologie, welche es den Trauernden erlaubt, den Verwesungsprozess der Toten in Echtzeit mitzuverfolgen. Cronenberg verarbeitet in diesem persönlichen Film den Tod seiner langjährigen Ehefrau, welche vor einigen Jahren an einer Krebserkrankung verstarb.
A Different Man
Der aufstrebende Schauspieler Edward, für den der große berufliche Erfolg bisher ausgeblieben ist, leidet an einer Erkrankung, durch die sein Gesicht mit Tumoren bedeckt ist. Er unterzieht sich einer Therapie, welche ihm sein Traumgesicht verschafft. Die erstaunliche Transformation erweist sich jedoch bald als Desaster. Denn trotz seiner neuen Erscheinung entgeht Edward die Rolle seines Lebens. War sein Gesicht jemals das Problem? Der mit Sebastian Stan („Captain America“) und Adam Pearson („Under the Skin“) besetzte Film ist einer der neuesten Streiche des Indie-Erfolgsstudios A24 („Moonlight“). Neben seiner düsteren Prämisse soll der Film auch schwarzkomische und satirische Ansätze beherbergen sowie reichlich Stoff zum Nachdenken bieten.
Emilia Pérez
Ein mexikanischer Drogenbaron will sein Geschäft hinter sich lassen und einen Traum verwirklichen, dessen Durchführung er schon seit Jahren heimlich plant: Er möchte ein Leben als Frau leben. Der Film des französischen Regisseurs Jacques Audiard („Der Geschmack von Rost und Knochen“, „Wo in Paris die Sonne aufgeht“) ist mit Selena Gomez, Zoë Saldaña und Karla Sofía Gascon erstaunlich besetzt und wird schon jetzt vom Branchenmagazin The Hollywood Reporter als Oscarfavorit gehandelt.
Mond
Der österreichische Film „Sonne“ von Regisseurin Kurdwin Ayub sorgte im Jahr 2022 auch über nationale Grenzen hinweg für Aufsehen. Nun ist die Filmemacherin zurück, passenderweise mit einem Film namens „Mond“. Im Zentrum der Geschichte steht die ehemalige Kampfsportlerin Sarah, die ein reizvolles Jobangebot erhält. So soll sie drei Töchter einer wohlhabenden Familie im Nahen Osten trainieren. Als sie den Zielort erreicht, muss sie jedoch feststellen, dass die jungen Frauen abgeschnitten von der Außenwelt, unter ständiger Überwachung leben und auch kein allzu großes Interesse am Kampfsport haben.
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