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Wiener Espresso-Cafés im 50er Jahre-Stil

Original erhaltenes 50er Jahre-Design berühmter Architekten in charmanten Lokalen.
Autor:in
Miriam Kummer
25.11.2018

In den 50er Jahren reisten immer mehr Österreicher im Sommer nach Italien, was auch architektonische Folgen hatte. So wurde kurzerhand der „Espressostil“ aus Bella Italia importiert, der mit Einflüssen aus US-amerikanischen Diners und Milchbars auf Basis der Wiener Kaffeehaustradition einen ganz eigenen revolutionäre Look kreierte. Einige Lokale sind bis heute (fast) original erhalten.

Volksgarten & Volksgarten Pavillon

Volksgarten, 1010 Wien

Architekt Oswald Haerdtl entwarf von 1947–1950 das Volksgarten-Tanzcafé, dessen Grundkonzept mit den drei Räumlichkeiten Wintergarten, Discothek und Cortische Säulenhalle nach dem Umbau 2011 beibehalten wurde. Auch der ehemalige Milchpavillon wurde zwar 1993 renoviert, ist allerdings als eines der ganz wenigen Entwürfe des legendären Haerdtls heute noch im Originalzustand erhalten. Umso mehr freuen wir uns, wenn der wunderschöne Pavillon im April wieder seinen Sommerbetrieb aufnimmt.

Café Prückl

Stubenring 24, 1010 Wien

Ein weiteres, noch im Originalzustand erhaltenes Designjuwel von Oswald Haerdtl ist das 1954 gestaltete Café Prückl. Während der hintere Teil des Traditionskaffeehauses in den 80er Jahren wieder in den originalgetreuen Jugendstil zurückversetzt wurde, blieb der vordere Teil zur Ringstraße hin vom opulenten Luster bis zu den Polstersesseln im Stil der 1950er Jahre.

Kurz vor seinem Tod entwarf Haerdtl übrigens noch das Wien Museum am Karlsplatz. Auch hier empfiehlt es sich mal auf einen Third Wave Kaffee im Aggys vorbeizuschauen und das reduzierte Ambiente des Museumcafés zu bewundern. Lässt sich aus architektonischer Sicht optimal mit einem Besuch der Otto Wagner Ausstellung kombinieren.

Aida

z.B. Kirchengasse 7, 1070

Vom Logo bis zum Kucherl-Angebot tauchst du bei der Aida in einen rosaroten Retro-Traum mit Schlagobershaube ein. Architekt Rudolf Vorderegger konzipierte das Innendesign der Konditorei-Kette als eine Espresso-Bar mit Wiener Charme, das natürlich über die Jahre immer mal wieder modernisiert und angepasst wurde. Für wahres 50ies Feeling eröffnete vor kurzem in der Kirchengasse eine zuckerlrosa Aida-Filiale im Retrodesign der 1950er-Jahre. Weitere sollen folgen.

Café Korb

Brandstätte 7-9, 1010 Wien

Das Kaffeehaus wurde von den Eltern der heutigen Inhaberin Susanne Widl in den 50er Jahren zeitgemäß umgestaltet. Diese bewahrte das traditionelle Design bis heute, fügte aber 2002 noch im Keller des Kaffeehauses die von Peter Weibel, Peter Kogler, Manfred Wolff-Plottegg und Günter Brus gestaltete artlounge hinzu. Für die 2004 umgestalteten Toiletten erhielt Wolff-Plottegg eine Anerkennung beim Aluminium-Architektur-Preis. Seit Jahrzehnten sind Widl und ihr 50er Jahre Korb Kult.

Espresso Burggasse

Burggasse 57, 1070 Wien

Wie der Name und sein leuchtend roter Schriftzug bereits verraten: Hier handelt es sich um ein Paradebeispiel des Espressostils der 50er Jahre. Von den roten Kunstlederbänken über die geschwungene Holzschank bis hin zum super charmanten Gastgarten mit pastellfarbenen Sesseln und kleinen Tischchen. Schön, dass das gesamte Innendesign noch authentisch erhalten ist.


Schönbergers

Wiedner Hauptstraße 40, 1040 Wien

Das ehemalige Kaffee Naber wurde ebenfalls im Stil eines Espressos vom berühmtesten Wiener Kaffeehausarchitekten Ernst Otto Hofmann designt, 1955 von renommierten Handwerken umgesetzt und vom aktuellen Besitzer liebevoll bewahrt. Auch wenn wir uns heutzutage anderes Mobiliar wünschen würden, so sind doch die Mahagoni-hölzerne Innenverkleidung, die edel geschwungene Theke, Mosaike und Spiegelwand sowie der absolut hervorragende Kaffee von ausgewählten Privatröstereien einen Besuch wert.

Während der Architekt für Naber die Seele des Kaffees einfangen wollte, so empfand er im ehemaligen Espresso Hobby in der Währinger Straße die Form eines Pianos nach. Wir sind noch immer fassungslos, dass dieses 50er Jahre Espresso-Juwel erst im vergangenen Jahr vom neuen Inhaber vollkommen verstört wurde.


Volksopern Café ‚Theaterpause‘

Lustkandlgasse 4, 1090 Wien

Ein Geheimtipp unter Architekturfans, das nur in der Volksopernszene wirklich bekannt ist. Die meist etwas betagteren Gäste stärken sich hier vor dem Opernbesuch mit einem Paar Würstl, kommen in der Pause auf ein schnelles Sekterl oder besprechen nach der Vorstellung das Stück. Optisch ein feuchter Traum aller Innenarchitekten mit Liebe zum 50er-Jahre-Design. Die sich überlagernde Deckenstruktur, die Lampen über der beleuchteten geometrischen Schank, bis hin zu den überaus charmanten winzigen Sitznischen in den hohen Fenstern …

Ein Affe Espresso

Schwendergasse 19, 1150 Wien

Im Affe lebt die Wiener Seele des italienischen Espressos wunderbar weiter. Von den Fliesen bis zu türkisfarbenen Theke – ein liebe- und stilvoll renovierter 50er Jahre-Designtraum mit echter Jukebox.


Wenn du eher auf zeitgemäßes Design stehst, hier gibt's fesche, fotogene, zeitgemäße Lokale.


Header- und Einleitungsbild: Miriam Kummer

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