Rudolfsheim-Fünfhaus hat nicht nur den längsten Namen unter dem Wiener Bezirken, sondern ist auch, davon abgesehen, mit den meisten Vorurteilen gesegnet. Aber stimmen die alle oder ist der 15. das Paradies auf Erden in Wien? Spoiler: Nicht immer. 

 

Rudolfscrime

Im 15. muss man aufpassen, dass man nicht in irgendeine kriminelle Aktion verwickelt wird. So jedenfalls das Gerücht. Fakt ist, dass es durchaus passieren kann und wahrscheinlich ist, dass man aus der U-Bahn rauskommt und sich wundert, was denn hier so verkohlt riecht. Tja, da brennt halt dann mal eine Auto mitten auf der Kreuzung Johnstraße/Hütteldorfer Straße. (True story!) Und auch sonst, ist es eher normal, dass in der Nacht Menschen auf den Straßen herumschreien, als würde ein Bandenkrieg vor deinem Wohnhaus stattfindet. Aber you know what: Auch daran kann man sich gewöhnen und es wird dein neues Einschlaflied.

 

Rudolfsheim ist multikulti.

Das stimmt wirklich. Hier fallen Einflüsse aus anderen Ländern stärker auf, als anderswo in Wien, da man an jeder Ecke einen türkischen Supermarkt neben einem Gewürzladen neben einem chinesischen Restaurant findet. Was echt super ist, wenn man nicht nur bei Billa, Spar und Hofer einkaufen will. Der Nachteil von Nachbarn mit Wurzeln in anderen Ländern kann sein, dass diese gefühlt den ganzen Tag lang kochen und egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit: Der Geruch nach Braten, Frittieren oder Schmoren ist allgegenwärtig.

 

Das Ghetto ist nicht hip.

"Ah, du lebst also im Ghetto." Diesen Satz hört man doch häufig, wenn man nicht mit einer Bobo-Downtown-Wohnung (also 1050 bis 1070) glänzen kann. Klar, anderswo ist es vielleicht schöner, aber dafür sind die Mieten auch günstiger als anderswo. Und oft ist man doch überrascht, wie hip 1150 sein kann. Rein lokaltechnisch holt man nämlich auf. Die Turnhalle, das Augustin, das Landkind oder das Eduard sind ein paar unserer liebsten. Aber wie schon erwähnt, die wahren Schätze sind die Würstel- und Kebap-Stände an so ziemlich jeder Ecke. Die werden dir den Heimweg retten.

 

1150 ist ein Dorf.

Der 15. Bezirk ist irgendwie groß und klein gleichzeitig. Zwar wohnt man schon außerhalb des Gürtels, die Bewohnerdichte ist aber so groß wie in der Innenstadt. Es ist halt weniger schön, aber das hatten wir schon. Außerdem ist man richtig schnell in den vielen angrenzenden Bezirken: Ottakring, Neubau, Mariahilf, Meidling, Hietzing und Penzing. Da wundert man sich dann, in welchem Bezirk man eigentlich wohnt, da viele Straßen auf der einen Seite der eine, auf der anderen der nächste Bezirk sind. Orte wie der Schwender Markt, wo sich viele beim Namen kennen, lassen Rudolfsheim-Fünfhaus noch dörflicher wirken.

 

Die Öffis sind langsam.

Es gibt einfach viel zu wenig U-Bahn-Stationen und die sind alle irgendwie eigenartig. Die Johnstraße liegt so tief, dass es drei steile Rolltreppen braucht, bis man endlich an den Gleisen steht. Der Westbahnhof ist allgemein schirch und mit den S-Bahnen von dort kommt man auch nicht weit. Klar, der Bezirk ist klein und braucht deshalb nicht viele Stationen, aber die überfüllte Straßenbahn braucht halt doch ein bisschen länger.

 

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