Vom Schottenring bis nach Stammersdorf fährt man genau 37 Minuten mit der Straßenbahn Linie 31 einmal quer durch Floridsdorf. Eine kleine Sozialstudie – vor allem für jene, die sich primär auf der rechten Seite der Donau aufhalten. Aber ganz am Ende wird alles wieder gut. Entlang der Stammersdorfer Hauptstraße starten die ersten Heurigen und je weiter man sich der Kellergasse nähert, je idyllischer wird’s. Die Touristen sind derweil in Döbling, die hohen Preise ebenso. In Stammersdorf kostet der Spritzer um die 1,60 €, ¼ Hauswein 2,40 €.
Alle Fotos unserer Wein-Tour findest du in der Bildergalerie.
Heuriger Schmidt
Stammersdorfer Strasse 105
Ein guter Einstieg. Der Schmidt ist genau so, wie man sich einen traditionellen Heurigen vorstellt. Ein süßer Innenhofgarten, innen alles sehr traditionell, Am Stammtisch sitzt eine alte Damenrunde und das Buffet strahlt mit der herzigen Bedienung um die Wette. Herr Schmidt präsentiert uns seine umfangreiche Schnapsauswahl an „Söwabrenda“. Der Wein ist gut und die Aufstriche wunderbar.
Ambiente 8,6
Essen
Aufstriche mit Brot 7,7
Getränke
Weißer Spritzer 7
Sauvignon Blanc 2010 9
Sauvignon Blanc 2012 8
Söwabrenda Cuvé 7
Heuriger Klager
Stammersdorfer Straße 14
Neben vielen extrem interessanten Infos über Weinanbau, die Weinproduktion und was einen Gemischten Satz, zum Gemischten Satz macht, erzählte uns Herr Klager, dass hier schon Tico Torres, der Schlagzeuger von Jon Bon Jovi, saß und vor einem Konzert die Nacht durchsoff. Wenn man diese Tatsache ausblenden kann, ist der familiär geführte Heurige aber extrem nett und super authentisch. Sehr guter Wein aus eigenem Anbau, die Kruste des Schweinsbraten kracht bis Strebersdorf und am Nebentisch schwadronieren alte Stammersdorfer über Gott und die Welt. Die helle Gaststube ist freundlich und im großen Gastgarten blühen die Blumen trotz Wind und Regen.
Ambiente 7,9
Essen 7,6
Getränke
Weißer Spritzer 8
Sauvignon Blanc 2012 9
Wiener Gemischter Satz 2013 7
Grüner Veltliner 2013 7
Riesling 2013 7
Zweigelt 2012 6
Zum 100 Eimer
Stammersdorfer Kellergasse 64
Hätte die Sonne geschienen, hätten wir draußen im wunderbaren Gastgarten gesessen, Blick auf Wien, Wein total OK, dann hätten wir auch das Essen verziehen. Doch hätte, hätte Fahrradkette. Wir mussten drinnen sitzen. Eigentlich ganz süß, nur der Geruch nach alter Fritteuse, der Blick in die Vitrine mit alten Bratlresten und verdörrtem Gemüse und die etwas verspannte Inhaberin schlug uns ein wenig auf den Magen. Wir versuchten es trotzdem: Topfenstrudel und Pfirsichknödel. Ersterer von vorvorletzter Woche, der Knödel riesig und tatsächlich frisch. Der steinharte, relativ geschmacksneutrale Strudel schwamm in einer gelblichen Flüssigkeit aus Verdickungsmittel, künstlichem Vanillearoma und jeder Menge Zucker. Der faustgroße Knödel (siehe Beweisfoto) bestand aus einem sehr salzigen Kartoffelteig, den man mit einer enormen Portion Staubzucker versuchte zu überzuckern. Als kleine Überraschung versteckte sich in der Mitte eine Nektarine. Aber wir wollen jetzt nicht hacklig werden.
Ambiente 5,3
Essen
Topfenstrudel 2
Pfirsichknödel 5
Getränke
Spritzer 5
Grüner Veltliner 7
Kaiserspritzer 6
Chardonnay 7
Welschriesling 7
Weingut Göbel
Stammersdorfer Kellergasse 131
Optisch ungefähr so, wie man sich am Land ein stylishes Lokal. Gute Ansätze, schöne einfache Holzbänke, doch die neumodernen Lampen... Der weinüberwucherte Garten dafür unglaublich süß und sehr romantisch. Der Wein gut (vor allem der Weißburgunder!), das Essen wirklich fantastisch (weit weg von der klassischen Heurigen-Kost) und dafür preislich auch noch OK. Wir aßen einen herrlichen Käseteller und ein Brot mit Eierschwammerl-Eierspeis. Sah gut aus und schmeckte richtig, richtig gut. Deswegen war hier auch alles restlos ausreserviert.
Ambiente 6,3
Essen 8,6
Wein
Gemischter Satz 6
Spritzer 7,5
Riesling 7
Grüner Veltliner 7
Weißburgunder 9
Fazit unserer Stammerdorfer Weinwandertour: Wir kommen bei Sonnenschein wieder und testen die restlichen 105 Betriebe.
Fotos: Miriam Kummer
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