Auch dieses Jahr ist die Herbstzeit wieder Lesezeit. Daher haben wir sieben Bücher gesammelt, die euch in dem Jahr ein bisschen Ablenkung bieten und gerade die Abendstunden verschönern.

 

Laut und selbstbestimmt

Schon mal von Emilia Roig, Melisa Erkurt oder Christl Clear gehört? Oder von Yasmin Hafedh, Sinah Edhofer oder Katja Lewina? Ja, klar, dachte ich mir schon. Aber wisst ihr, wie diese Frauen so cool wurden, wie sie heute sind? Nein? Dann wird es Zeit für die Lektüre von „Laut und selbstbestimmt“ (Leykam). Denn die Journalistin und Autorin Sandra Jungmann hat sich mit diesen und neun weiteren Ladys an einen Tisch gesetzt und über deren persönlichen Lebensweg gesprochen. Jede Story ist einzigartig. Jede Story ist inspirierend. Ein Buch, das man kaum aus der Hand legen kann.

 

Hoffnung lebt vom Trotzdem

Obwohl das Buch von Renate Welsh nur 43 Seiten hat, könnte man darüber wohl unzählige Artikel oder auch eine ganze Doktorarbeit schreiben. So vielseitig sind die Ausführungen. So breit gefächert die Themen. Es geht also nicht ausschließlich um Hoffnung in Krisenzeiten – wie man von Titel und Erscheinungsdatum ableiten könnte. Es geht auch um Kunst, Sprache, Identität, Widerstand und Selbstbewusstsein. „Hoffnung lebt vom Trotzdem“ (Czernin) ist demnach ein Buch, das man unzählige Male lesen kann und das eigentlich in keinem Bücherregal fehlen darf.

 

Reibungsverluste

Flucht. Seit 2015 spaltet dieses Thema die Gesellschaft. Einerseits gibt es Menschen, die helfen wollen. Andererseits jene, die Flüchtende verteufeln und das Thema zugleich als Wahlwerbung nutzen. Der Roman „Reibungsverluste“ (Edition Atelier) von Mascha Dabić befasst sich mit Themen, die in Therapiestunden von Geflüchteten bearbeitet werden. Da gibt es Geschichten, die verschwiegen werden. Geschichten, die viele nicht hören wollen. Ein Buch, das 2022 leider gerade wieder hochaktuell wurde.

 

Das Fluchtparadox

Die Kulturwissenschaftlerin und Migrationsforscherin Judith Kohlenberger stellt in ihrem Buch „Das Fluchtparadox“ (Kremayr & Scheriau) eine verbreitete Annahme ins Zentrum der Flüchtlingskrise: den Glauben, dass manche Dinge einem selbst nicht passieren. So nach dem Motto: Das erleben doch nur andere Menschen. Diese leicht überhebliche Einstellung kennt man möglicherweise von Gesprächen über Krankheiten wie Corona oder auch Geschlechtskrankheiten. Kohlenberger fragt sich hingegen, ob unser sicheres Leben in Europa wirklich so unerschütterlich ist, wie viele Leute annehmen.

 

Wolgaland

Bereits beim Lesen der ersten Zeilen des Romans „Wolgaland“ (Septime) von Lydia Steinbacher merkt man, dass man eine ganz besondere Lektüre vor sich hat. Auch hier geht es um Verlust, Einsamkeit und Heimat. Die Beklemmung des Protagonisten Alexandr springt aus dem Text. Die Neugierde lässt einen weiterlesen. Der Roman „Wolgaland“ ist die ideale Lektüre für kalte Wintertage. Da möchte man gleich im Anschluss den Erzählband „Schalenmenschen“ (Septime) von Steinbacher anfangen.

 

Der Zweite Kontinent

Sprache für alle Sinne. Schon am Anfang von Alexander Keppels Roman „Der zweite Kontinent“ (Drava) hat man das Gefühl diese Sprache schmecken zu können. Der Autor, der auch den Blog „Der Luftraum“ auf derstandard.at betreibt, hat mit seinem Debüt wieder einmal sprachlich gepunktet. Da schmatzt der lehmige Grund unter Pferdehufen. Da liegen Fährten in der Luft. Ein Roman, den alle Sprachliebhaberinnen und -liebhaber kosten müssen!

 

Lento Violento

Wenn man den Roman „Lento Violento“ (Kremayr & Scheriau) von Maria Muhar durchblättert, merkt man gleich, dass hier manche Konvention ignoriert wurde. So beginnt beispielsweise das dritte Kapitel mit einer Liste von Wochentagen unter denen das immer gleiche Wort steht: „Ich.“ Dass Maria Muhar auch Lyrik und Bühnentexte schreibt, überrascht wohl kaum, wenn man diesen experimentellen Debütroman liest, der Regelbruch in Inhalt wie Form feiert.

 

Du hast das perfekte Buch gefunden, weißt aber noch nicht, wo du es lesen willst? Hier haben wir Tipps für dich! 

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Kultur, 28.9.22