Die wichtigsten Neuerungen
Zuerst die traurigen Neuigkeiten: Das alte Stadtkino am Schwarzenbergplatz, das wohl gemütlichste Kino Wiens, ist dieses Mal endgültig nicht mehr dabei.
Jetzt die guten: Der Kartenpreis für Vielschauer (das heisst ab 10 bzw. ab 20 Tickets) hat sich sogar verringert! Ab 10 Karten zahlt ihr nur noch 8,50 €, ab 20 Karten nur noch 7,80 € pro Ticket. Und wenn ihr Erste Bank Kunde, Standard-Abonnent oder Ö1-Clubmitglied seid, wird es noch um bis zu einen Euro pro Ticket billiger.
Außerdem wurde die Container-Zentrale vor dem Museumsquartier aufgelassen. Als Ersatz-Verkaufsstelle fungiert nun das Metro-Kino. Die frisch renovierte Retro-Leinwand in der Johannesgasse ist laut Viennale-Mitarbeitern übrigens der heißeste Tipp um Samstag früh möglichst schnell an seine Karten zu kommen. Anstellen? In der Früh? Ja, denn wie jedes Jahr gilt: Lieber mit Gleichgesinnten nach dem freitäglichen Ausgehen in der Kälte herumstehen, als stundenlang in der Telefonwarteschleife oder mit immer wieder krachenden Servern zu verbringen.
Das allgemeine Programm
Wie immer bietet das Viennale-Programm einen vielfältigen Mix aus Altem und Neuem, Ruhigem und Flirrendem, Fiktivem und Realem.
Hans Hurch freute sich in der Pressekonferenz darüber, dass das Kino dieses Jahr wieder politischer geworden sei. Bemerkbar macht sich das vor allem bei den Dokumentarfilmen, von denen viele auf aktuelle Entwicklungen Bezug nehmen. Aus der Ukraine kommt etwa Maidan, aus Syrien Ma´al Al-Fidda. Bei solchen zeithistorischen Produktionen, kommen die Stärken des Medium Kino zum Vorschein, so Hurch weiter: Das Kino kann nochmal einen Schritt zurücktreten und reflektieren, da es nicht immer genau am Puls bleiben muss wie etwa die Nachrichten.
Ein Highlight im Programm ist das Tribute an den so schönen wie talentierten Schauspieler Viggo Mortensen. Es wird ein Querschnitt durch sein Wirken gezeigt und so darf - Gott sei Dank - auch ein Teil von Herr der Ringe nicht fehlen. Endlich wieder mal seinen Lieblings-Blockbuster unter dem Deckmantel der Hochkultur auf der großen Leinwand ansehen zu können - dafür muss man die Viennale einfach lieben.
Ein weiterer Schwerpunkt ist dem hochdekorierten Regisseur John Ford gewidmet, DEM Westernregisseur schlechthin. Er war es der John Wayne zum Inbegriff des amerikanischen Helden machte und den Wilden Westen quasi erfand. Ein definitives Must-See ist sein letzter Film, 7 Women, in dem mit der großartigen Ann Bancroft endlich einmal eine Frau den raubeinigen Outlaw spielen darf. Besonders beliebt ist diese Programm-Schiene übrigens bei jenen, die keine Lust haben anzustehen: Für die Retrospektiven, die immer gemeinsam mit dem Filmmuseum veranstaltet werden, gibt es in den meisten Fällen auch noch kurz vor Filmbeginn Tickets.
Meine fünf Empfehlungen
Zuletzt gibt es natürlich noch das weitläufige Spielfilm-Programm aus dem ich mir fünf Empfehlungen herausgepickt habe:
1. Birdman (or the unexpected Virtue of Ignorance)
Der Regisseur Alejandro Iñárritu, der bisher mit grandiosen Filmen wie Babel oder Biutiful wahrlich kein Vertreter des "Easy-Watching" war, widmet sich in seinem neuesten Werk dem klassischen Hollywood-Thema des trotteligen Versagers. Es soll sogar lustig werden.
2. Dog Day Afternoon
Ein verrückt-dramatischer Klassiker aus den 70er Jahren: Ein bisexueller Mann (Al Pacino!) versucht eine Bank auszurauben um die Geschlechtsumwandlung seines Lebensgefährten zu finanzieren. Zu abgedreht um wahr zu sein? Den wahren Hintergründen der Story kann man praktischerweise in der Dokumentation "Dog" auf den Grunde gehen.
3. Clouds of Sils Maria
Ein Film mit Kristen Stewart der nicht von der Kritik in den Boden geschrieben wurde? Das muss was sein. Nebenbei spielen in dieser Erzählung über das komplizierte Dreickecks-Verhältnis einer alternden Schauspielerin, ihrer Assistentin und eines Hollywood-Starlets auch noch Juliette Binoche und Chloë Grace Moretz mit.
4. Deux Jours, Une Nuit
In diesem hochgelobten Film kämpft Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard darum ihre Fließband-KollegInnen davon zu überzeugen zugunsten ihres Arbeitsplatzes auf den Golden-Handshake zu verzichten. Soll schauspielerisch großartig sein und die Erin-Brokovich-Vibes sind unüberhörbar.
5. Der Überraschungsfilm
Jedes Jahr ein Highlight, obwohl man nie weiß was einen erwartet. Letztes Jahr durfte man etwa den neuen Jim Jarmusch bewundern. Für dieses Jahr laufen die Wetten schon. Einzige konkrete bisherige Anhaltspunkte: Er wird 134 Minuten dauern und am 2. November um 15h30 im Gartenbaukino laufen. Und die Tickets werden - wie jedes Jahr - ganz schnell weg sein.
Headerbild: Filmstill aus "Birdman"
Einleitungsbild: Sujet Viennale ´14