In der Requisite bekommt man jeden Montagabend günstiges Bier, Grätzl-Liebe und gute Musik. Außerdem bietet sie Raum für Ausstellungen, Filmvorführungen, Seminare und ähnliches. Das klingt so nett, dass wir uns das genauer ansehen mussten.
Steckbrief
Wo ist die Requisite?
Krummgasse 1a, 1030 Wien
Wer steckt dahinter?
Connie, Selina, Ina, Ada, Valere, Anni, Miles
Was gibt’s dort zu sehen?
Einmal die Woche ist von 16 bis 22 Uhr Requisitenmontag. Hier trifft sich die Nachbarschaft, Studierende und jeder der Lust auf nette Gespräche hat. Das Ziel ist, einen Raum für Kunst, Kultur, Nachbarschaft und Austausch zu bieten.
Upcoming Events
Straßenfest am 6. Juni 2015 ab 14 Uhr
Im Gespräch mit Connie von der Requisite
Wie fing alles an?
Der Raum ist das ehemalige Requisitenlager der Allegro Film, daher auch der Name. Zuerst wollten wir natürlich eine Bar eröffnen – was sonst? Im Endeffekt wurde aber schnell 2,5 Jahre Kernsanierung daraus. Angefangen hat alles mit einem Requisitenflohmarkt, hier gab es Filmkostüme, Jesus Figuren, ein riesiges Aquarium, Utensilien vom Tatort, den Ausweis vom Brenner usw. Wie wir in der Früh aufgemacht haben, stürmten die Leute rein und nach kurzer Zeit waren die besten Sachen weg. Aus dem Flohmarkt entstand dann unser Startkapital, außerdem bekamen wir eine EU Förderung und die Heizung wurde uns beispielsweise vom Haus gesponsert. Als dann alles so weit fertig war, dass man den Raum benutzen konnte, (Komplett fertig wird es nie sein, man wird immer noch was ausbauen oder ergänzen können!) haben wir mit dem Straßenfest angefangen und den Requisitenmontag eingeführt. So hat sich sehr schnell die Nachbarschaft kennengelernt.
Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen?
Wir wollten einen Raum für Studenten schaffen, die Kunstszene sollte einfach gefördert werden. Im dritten Bezirk befinden sich drei Kunstunis, daher war es naheliegend so etwas in dem Grätzl aufzuziehen. So finden hier nun Drehbuchseminare, Unplugged Konzerte, Veranstaltungen der Vienna Design Week, Filmvorführungen und ähnliches statt.
„Es geht nicht darum, dass jemand was verdient, sondern darum, dass Dinge möglich gemacht werden!“
Was sind die größten Herausforderungen?
Am Anfang waren die Nachbarn schon skeptisch, es wurde sogar eine Petition gegen den Verein eingeleitet. Die haben wohl früher, in den 80er Jahren, schlechte Erfahrungen gemacht und hatten Angst vor Lärmbelästigung. Nach dem Straßenfest, wo sie uns kennengelernt haben, waren sie aber dann sehr positiv gestimmt und haben uns zu Kaffee und Kuchen eingeladen.
Da wir auch eine Gruppe sind, ist es auch gar nicht so leicht sich immer zu koordinieren. Da diskutiert man schon mal über die Farbe in der man die Decke streicht. Das wir so viele sind, hat natürlich auch Vorteile, viel läuft über den Freundeskreis und über das Netzwerk, das wir uns mittlerweile aufgebaut haben. Aber hätten wir gewusst, was auf uns zukommt, hätten wir uns wahrscheinlich nicht darauf eingelassen. Am Anfang hatten wir utopische Pläne, aber man braucht eben Träume und unser Endziel wäre vielleicht, diese auch mal umzusetzen.
Läuft es gut? Habt ihr das Gefühl, die Leute brauchen ein Grätzl-Wohnzimmer?
Ja, wie gesagt, die Leute haben es dann gut aufgenommen, die erste Spende, die wir bekommen haben, war von einer Trafikantin, die gemeint hat Nachbarschaftstreffen sind nicht so ihr Ding, aber sie spendet uns so ein bisschen was.
Fix haben wir jetzt auf jeden Fall den Requisitenmontag, das Straßenfest im Sommer und den Frohmarkt im Winter. Jeden Sonntag findet hier außerdem ein Deutschkurs für Asylwerber statt, das läuft über die Diakonie. Natürlich passiert hier viel über unseren Freundeskreis.
Ihr macht das ja alle in eurer Freizeit und verdient dabei nichts. Wieso tut ihr euch das an?
Man lernt so viel, von Projektmanagement über Renovierungsarbeiten. Wir wollen dem Grätzl was zurückgeben. Ich bin hier aufgewachsen und erst durch dieses Projekt habe ich die Nachbarschaft wirklich kennengelernt. Wir zahlen hier drinnen Gott sei Dank nur die Betriebskosten und wir wollen das auf jeden Fall so lange weiterführen wie es Spaß macht. Als das Neulich, eine Bar hier um die Ecke aufgemacht hat, haben wir uns total gefreut. Die Bar hat am Montag zu, deswegen ergänzen wir uns perfekt. Es ist total schön zu sehen, wie das Grätzl auflebt.
„Wir wollen dem Grätzl was zurückgeben!“
Was sind eure Pläne für die Zukunft? Soll es ein kleines Projekt bleiben oder wollt ihr wachsen?
Das hängt natürlich alles von den Leuten ab, aber der Plan wäre, dass ein Raum für die Bar und als Lokal bleibt und der zweite als Projektraum dient. Es soll ein Spaß-Ding bleiben, wir arbeiten ja auch alle in unserer Freizeit, aber es sollen schon regelmäßig Ausstellungen stattfinden.
Wichtig ist auch, dass es ehrlich bleibt, wenn du in Wien was richtig professionelles machen willst, bist du sowieso aufgeschmissen, es gibt so viele Auflagen und da würden wir nicht fertig werden. Das fängt an mit Lüftung einbauen usw.
Neu ist auch, dass wir beim Straßenfest einen Nachbarschaftstisch machen wollen, wo man sich kennenlernen kann und wo die Generationen zusammenkommen sollen. Die Nachbarn sind oft sehr hilfsbereit und spenden uns Kuchen. Wir sind hier so ein kleines Dorf in der Stadt.
Fotos: Die Requisite