1929 gilt als die Geburtsstunde der feministischen Literatur. Virginia Woolf, von der ich gleich mehr berichten werde, repräsentiert die Vorreiterin der heutigen Frauenbewegung und schlug mit dem ersten feministischen Essay weltweit hohe Wellen. Doch nicht nur Woolf, auch viele andere Schriftstellerinnen, sowohl von damals als auch von heute, zählen zu den Powerfrauen, die diese Welt braucht!

Die folgenden Autorinnen zeigen, beziehungsweise zeigten, keine Scheu, die Dinge beim Namen zu nennen und gegen den Status quo zu rebellieren. Jedes der Bücher ist durchzogen von beeindruckend scharfen und fein nuancierten Worten, die aufklärerisch, mutig und definitiv nicht durch die Blume gesprochen sind. 

 

„Ein Zimmer für sich allein“ von Virginia Woolf, 1929

Wer sich mit feministischer Literatur auseinandersetzt, kommt an einer Frau nicht vorbei: Virginia Woolf. Virginia Woolf, eine britische Schriftstellerin, schrieb und veröffentlichte 1929 „Ein Zimmer für sich allein“, welches bis heute zu den meistrezitierten literarischen Steckenpferden der Frauenbewegung zählt. Sie schreibt über die im viktorianischen England nicht vorhandene finanzielle sowie geistige Unabhängigkeit von Frauen und symbolisiert diese Problematik durch ein eigenes Zimmer. Aufgrund der doch recht philosophischen, aber dennoch witzigen, Schreibweise muss man sich am Anfang ein wenig warm lesen. Nach ein paar Seiten entwickelt sich „Ein Zimmer für sich allein“ aber zu einem ganz tollen und lehrreichen Leseerlebnis, den womöglich auch du zu den Klassikern der feministischen Literatur zählen wirst.

 

"Das andere Geschlecht" von Simone de Beauvoir, 1949

"Das andere Geschlecht“, im Original Le Deuxième Sex, gilt als weltweit bahnbrechendes Meisterwerk in Sachen Erforschung der Geschlechteridentität, Selbstverwirklichung der Frau sowie gesellschaftliche Veränderung. In ihrem Buch argumentierte sie, dass Männer und Frauen schon in jungen Jahren darauf konditioniert werden, sich feminin oder maskulin zu verhalten. Mit dieser historisch-sozial begründeten These (und das ist nur eine von sehr vielen Thesen in ihrem Buch) forderte de Beauvoir Menschen heraus, Geschlechterrollen neu zu überdenken. "Das andere Geschlecht“ ist außerdem eine Art Forschungsreise, auf der das Bild der Frau auf psychoanalytische Weise untersucht wird. De Beauvoir setzt sich mit damals aktuellen Frauenrollen und besonderen Lebensphasen der weiblichen Sexualität auseinander und bricht damit Tabus. Die französische Schriftstellerin, Philosophin, Feministin und Vertreterin des Existentialismus zählt mit "Das andere Geschlecht“, aber auch einigen anderen Essays, Romanen und Erzählungen zu den bekanntesten Konventionen-Brecherinnen. Ein Meilenstein der Frauenbewegung - und definitiv ein Must-Read!

PS: Wer damit durch ist, kann sich gleich anschließend auf Julia Korbiks „Oh, Simone! Warum wir Beauvoir wiederentdecken sollten“ stürzen! Die Autorin gibt detailierte Einblicke in das Leben von Simone de Beauvoir und beschreibt den Alltag der Schriftstellerin und Philosphin. Man kann es als Plädoyer fürs „Aufblühen“ großer Denkerinnen bezeichnen.

 

„Wenn Männer mir die Welt erklären“ von Rebecca Solnit, 2017

Welche Lektüre hast du zuletzt in einem Rutsch gelesen? Solnits „Wenn Männer mir die Welt erklären“ war meins, obwohl ich eigentlich nur ein, zwei Kapitel vor dem Schlafengehen lesen wollte. Ups. Dieses kompakte Buch, welches im Stil eines Essays geschrieben wurde, stellt eine geballte Ladung an Feminismus, Politik, Geschichte, Psychologie und das Problem mit Gleichberechtigung dar. Sie beschreibt das Machtgefüge zwischen Mann und Frau anhand von Alltagssituationen, die die meisten von uns bereits (mehrfach) erlebt haben (Stichwort ‚Mansplaining’). Rebecca Solnit erläutert auf leidenschaftlich präzise Weise Gewalt gegen Frauen, französische Sex-Skandale, Virginia Woolf (ich sags ja, die Frau ist in aller Munde) sowie postkoloniale Machtverhältnisse. Auch wenn sich Solnit mit ihren Zahlen und Fakten hauptsächlich auf die USA bezieht, kann dennoch fast jedes Wort davon auf die meisten westlichen (und allen anderen) Gesellschaften bezogen werden.

 

"Der Weiblichkeitswahn oder Die Selbstbefreiung der Frau" von Betty Friedan, 1963

Die US-amerikanische Feministin Betty Friedan (1921-2006) wurde durch ihr Buch „Weiblichkeitswahn“, im Original „The Feminine Mystique“, zu einer Ikone. Sie war sozusagen die amerikanische Simone de Beauvoir. In „Weiblichkeitswahn“ analysiert sie die in den 50er und 60er Jahren bestehende amerikanische Gesellschaft, in der Werbung und Politik manipulativ gegen die Emanzipation der Frauen stand. Die „liebreizende Hausfrau“, die frohlockend über ihren Kochtöpfen steht und ihrem ach so hart arbeitenden Ehemann alle Wünsche von den Lippen abliest, war ein unausgesprochenes Problem, welches sich Betty Friedan annahm und 1960 mit ihrem Buch eine Sturmflut neufeministischer Theorien auslöste. Damals tat man ihre Thesen oftmals mit oberflächlichen Erklärungen ab, doch heute zählt Friedan zu den wichtigsten Wegbegleiterinnen der amerikanischen Frauenbewegung. "Jede Frau, die gegen die noch vorhandenen Hindernisse auf dem Weg zu voller Gleichheit ankämpft, macht es der nächsten Frau leichter." Das sehen wir auch so, Betty Friedan.

 

„Untenrum frei“ von Margarete Stokowski, 2018

Margarete Stokowski packt deine Gedanken, Gefühle & Bedürfnisse zum umfangreichen Thema Feminismus auf eine ziemlich schonungslose Art am Schopf und rüttelt dich mit so ziemlich jedem Satz kräftig durch. So ging es jedenfalls mir, als ich ihr Buch „Untenrum frei“ gelesen habe. Ich empfand es als harten Tobak, da einige auf gesellschaftliche Phänomene basierende Kapitel durchwegs augenöffnend waren und die eine oder andere Träne über mein Gesicht kullern ließen. Ihre Art zu schreiben gleicht einer „Poesie des Fuck You“ (so lautet übrigens Kapitel 6). Was Stokowski in „Untenrum frei“ analysiert und beschreibt, hast womöglich auch du zum Teil bereits durchlebt. Falls du es nicht schon längst gelesen hast, solltest du das jetzt tun. 

 

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