31 Femizide, also 31 Frauenmorde wurden in Österreich letztes Jahr gezählt. Um das für 2022 zu vermeiden, haben Innenministerium, Polizei und Regierung einen Gewaltpräventionsplan vorgelegt. Leider richten sich die Maßnahmen an die, die am wenigsten dafürkönnen: die Frauen.
Anstatt diese dazu aufzufordern, auf das eigene Gefühl zu hören und mit selbstbewusstem Schritt zu gehen, könnte man auch überlegen, was denn Männer tun können, damit weiblich gelesene Personen sich beispielsweise auf dem nächtlichen Heimweg sicherer führen. Denn auch wenn du ein Mann bist und keinem Menschen was Böses willst, kannst du deine Privilegien nutzen. Hier sind ein paar Vorschläge:
Du bist nachts unterwegs…
… und vor dir geht eine Person, die du als weiblich wahrnimmst. Dir mag das vielleicht gar nicht auffallen, weil du nicht auf der Hut bist, wenn du dich nachts allein in der Stadt bewegst. Du kannst dir jedoch ziemlich sicher sein, dass die andere Person genau merkt, wer sich wie um sie herum bewegt. Die Person weiß auch nicht, was deine Intentionen sind und dass es vermutlich Zufall ist, dass ihr den gleichen Weg habt.
Du kannst hier ganz einfach dafür sorgen, dass die andere Person sich entspannen kann: wechsle die Straßenseite! Das kannst du auch machen, wenn du schon von Weitem merkst, dass dir jemand entgegenkommt. Versuche der Person zu signalisieren, dass du nicht hinter ihr her bist. Bitte gehe nicht plötzlich schneller, um sie zu überholen, damit jagst du ihr vermutlich noch viel mehr Schreck ein.
Nachts wie tagsüber gilt: Stop Catcalling! Das bedeutet, keine sexuelle Belästigung durch Hinterherrufen und/ oder -pfeifen. Das ist kein Kompliment. Kein Mensch möchte sowas von fremden Menschen hören.
Du bist feiern mit deinen Jungs…
… und einer von ihnen hat sich nach dem fünften Gin Tonic nicht mehr im Griff und bedrängt eine Frau auf der Tanzfläche. Schreite ein und weise ihn in seine Schranken. Mach das auch, wenn er nüchtern ist. Mach das auch, wenn er auf der Straße einer Frau hinterherpfeift.
Du verbringst Zeit mit einer Freundin…
… und sie erzählt dir von Erfahrungen, die sie mit sexueller Belästigung gemacht hat. Nimm sie ernst. Nur weil du nicht nachvollziehen kannst, was sie erlebt hat und denkst, solche Erlebnisse würden dir nichts ausmachen, heißt das nicht, dass es okay ist, ihr Diskriminierungserfahrungen abzusprechen.
Wenn sie ihre Erfahrungen teilen möchte, stelle Fragen, informiere dich, um zu verstehen, wie der Alltag von weiblich gelesenen Personen aussieht und welches Ausmaß sexuelle Belästigung in ihrem Leben vielleicht annimmt. Biete deiner Freundin an, auf ihrem Heimweg mit ihr zu telefonieren und/oder frag nach, ob sie gut zuhause angekommen ist.
Du bekommst eine Interaktion mit, in der sich eine Person scheinbar unwohl fühlt…
… und weißt nicht, ob du eingreifen sollst. Nimm deine Kopfhörer raus und versuche herauszufinden, ob sich die Leute nur unterhalten oder ob du Dinge wie „lass mich in Ruhe“ aufschnappst. Gehe dazu und frage, ob alles in Ordnung ist. Gebe der Person am besten die Möglichkeit, so zu tun, als würde sie dich kennen, dann vermeidest du Streit und kannst die Beteiligten einfach aus der Situation holen.
Du musst natürlich nicht deine eigene Sicherheit gefährden und kannst bei prekären Situationen auch Hilfe holen, z.B. bei einer Hilfshotline.
Du denkst über dein Verhalten nach…
…und reflektierst, ob du dich immer so verhältst, dass alle Beteiligten sich wohlfühlen. Du überlegst, ob du manchmal deine Partnerin unter Druck setzt oder versuchst, deine Chancen bei einer Frau zu erhöhen, indem du sie betrunken machst. Du fragst dich, ob du den Frauen in deinem Leben genug Raum gibst, zu kommunizieren, ob sie sich sicher und wohl fühlen und sich trauen würden, „Nein“ zu sagen. Du fragst nach Konsens. Weiter so! Auch die kleinen Dinge haben großen Einfluss auf das Leben von deinen Mitmenschen.
Du verstehst nicht, warum du das tun solltest…
… und hast keine Lust, dich so einzuschränken, wenn du gar keine schlechten Intentionen hast. Mach dir bewusst, wie sehr sich die Opfer in diesen Situationen einschränken. Lass dir erzählen, wie diese Umwege nehmen, um an großen hellen Straßen zu gehen, Telefonate vortäuschen, Apps runterladen, um ihren Standort mit Freund*innen zu teilen, den Schlüssel schon in der Hand haben, oder wie sie sich anhören müssen, aufgrund ihrer Kleiderwahl selbst schuld zu sein.
Ist es wirklich so schlimm, ab und zu die Straßenseite zu wechseln? Natürlich gibt es hier strukturelle Probleme und wir brauchen stärkere Maßnahmen, um Gewalt gegen Frauen wirklich zu verhindern, aber du kannst trotzdem bei dir anfangen und vor allem auch darüber sprechen.
Du stellst bei dir oder bei jemand anderem aggressives und gewaltbereites Verhalten fest…
… und möchtest nicht, dass dieses tatsächlich in Gewalt mündet. Melde dich beim Krisentelefon „Männerinfo“ unter der Nummer 0800 400 777. Die Hotline steht rund um die Uhr zur Verfügung. „Männerinfo“ hört zu, unterstützt bei der Bewältigung von aktuellen Situationen, vermittelt weiterführende Informationen, Beratungsangebote und Anti-Gewalt-Trainings uvm. Erzähle deinen Freunden, dass es dieses Angebot gibt.
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