Spätestens nach dem zweiten Bier oder wenn der Lippenstift nachgezogen gehört, wird im Lokal das Häusl aufgesucht. In Wien gibt es ziemlich viele außergewöhnliche Toiletten und wir finden, dass diese, vor allem heute - am World Toilet Day - etwas mehr gefeiert werden sollten.
Öffentlicher Raum
Öffentliche Bedürfnisanstalt am Graben
Graben 22, 1010 Wien
Die vermutlich schönste öffentliche Toilette der Welt steht heute unter Denkmalschutz. Nur eine unscheinbare Laterne weist den Weg hinunter zum Eingang des Jugendstiltraums. Jede der geräumigen Kabinen ist mit eigenem Waschbecken ausgestattet – die Türen aus geschliffenem Glas zwischen dunklem Holz und Messingbeschlägen, die Wände mit Marmorfliesen bedeckt. Wir finden: die 50 Cent sind hier sehr gut investiert.
Opera Toilet
U-Bahn Station Karlsplatz, 1010 Wien
Wie der Rattenfänger von Hameln lockt die Opera Toilet arglose Touristen durch den Klang des Donauwalzers an. Und wer bekommt bei der schönen blauen Donau nicht augenblickliche Lust aufs Wasserlassen? Die Häusl sind als Logen gekennzeichnet, die Wände mit einer Bar-Fototapete beklebt, neben den Pissoires steht ein Klavier und am Spiegel wird der Besucher neuerdings aufgefordert ein Selfie zu machen.
Erlebnisraum
Motto
Schönbrunnerstr. 30, 1050 Wien
Wenn die Spiegel der vollverspiegelten Toilette in Wiens legendärem Szenelokal reden könnten … sie hätten einiges zu erzählen. So aber spiegeln sie schweigend bis ins Unendliche. Nur ein einziges Mal wurden sie verraten: 2006 testete das Magazin News die Toiletten Wiener Szenelokale auf Kokainspuren und – oh Wunder, oh Wunder – das nicht ganz so stille Örtchen des Mottos war natürlich positiv. Aber auch nüchtern ist es extrem flashig und etwas irritierend.
Wer sich gerne beim Pinkeln zusieht, kann dies übrigens auch im verspiegelten WC des ShanghaiTan tun.
Café Korb
Brandstätte 9, 1010 Wien
Im ebenso legendären Café Korb fällt zuerst einmal die kreative Beschilderung ins Auge: Bei ,I, und () weiß wohl jeder, wo er oder sie hingehört. Dahinter wird’s überraschend futuristisch. Die gewellten Kabinen von Architekt Manfred Wolff-Plottegg erinnern an ein Raumschiff der 70er Jahre.
Kaffee Alt Wien
Bäckerstraße 9, 1010 Wien
Wem hier zum ersten Mal die Blase drückt, der schaut nicht schlecht, wenn er die durchsichtigen Glastüren vor den Toiletten sieht. Aber keine Sorge, wird die Tür von innen versperrt, verwandelt sich die Glastür wie von Zauberhand in undurchsichtiges Milchglas. Häusl-Magic.
Im Café Diglas wurden übrigens ähnliche Türen eingebaut.
Dots
Mariahilfer Straße 103, 1060 Wien
Während sich die Mädels fürs Spiegelselfie noch mal das Näschen pudern, dürfen die Jungs im Dots heimlich vom Pissoir aus zuschauen. Denn was von der Damenseite ausschaut wie ein Spiegel, ist von der Herrenseite ein Fenster. Ganz schön frech!
Flex
Augartenbrücke 1, 1010 Wien
Am Flex Klo wird inzwischen bestimmt mehr gekotzt als gekokst. Das liegt aber sicher nicht an den vielen Süßigkeiten, denn die sind seit Jahrzehnten gut versteckt hinter der vollgekritzelten Toilettenwand. Verrückt, dass dieser Klo-Selfie-Traum noch aus der Pre-Smartphone-Ära stammt.
Eventspace
If dogs run free
Gumpendorfer Str. 10, 1060 Wien
Wer im Dogs aufs WC muss, sollte sich erst einmal Mut antrinken (was bei der Auswahl an Cocktails nicht schwerfällt), denn auf dem Weg in den Keller, musst du an einer haarigen Mumie vorbei. Aber der Weg lohnt sich: Die große Unisex-Toilette versprüht extrem coolen Industriecharme, in der Mitte thront ein riesiges Waschbecken, in das Wasser aus einem Metallrohr von der Decke rinnt.
Zweitbester
Heumühlgasse 2, 1040 Wien
Der ähnlich reduzierte Unisex-Toilettenraum im Zweitbester ist so groß, dass er für Dish Tennis Turniere, Klo(h)märkte und Klo-Konzerte genutzt wird. Dann ist er meistens gesteckt voll.
Freiraum
Mariahilfer Straße 117, 1060 Wien
Das Highlight im Freiraum ist der Waschbrunnen. Nach dem Toilettengang hält man seine Hände unter eine sanfte Regendusche – sehr fein.
Kunstraum
Die Parfümerie
Sehr coole Bar mit noch coolerer Klokunst von Mariella Lehner. Von behaarten Männerbrüsten, über riesige Geschlechtsteile bis hin zu nackten Frauenkörpern – statt am WC der Bar könnte man auch gerade im MAK oder mumok stehen.
Platzhirsch
Opernring 11, 1010 Wien
Im Barbie Traumhaus der Wiener Clubszene werden Mädchen- und Bubenträume wahr. So pinkeln die Mädels in ihren begehbaren Wandschrank wären die Jungs sich vor einem Regal voller Bierflaschen erleichtern.
Einleitungs- und Headerbild: Von PictureObelix (talk) - Eigenes Werk, CC BY 3.0