Der Naschmarkt ist voller Touristen, ein ständiges Gedränge, bei Schönwetter im Frühling muss man um die Sonnenplätze kämpfen, das Essen ist überteuert und beim Flohmarkt gibt’s nur Schrott. Ja, das stimmt wohl zu einem großen Teil, wir mögen den Naschmarkt aber trotzdem immer noch. Und zwar weil er im Sommer laut und bunt ist, es immer nach Urlaub riecht und der Aperol Spritzer in der Sonne hier besonders gut schmeckt. Der Flohmarkt an einem Samstag ist wohl einer der skurrilsten Orte Wiens, aber genau das macht ihn auch so interessant. Klar gibt es viel überteuerten Blödsinn, der schon auseinanderfällt, wenn man aber Glück hat, dann kann man hier richtige Schnäppchen machen und das WG-Zimmer zum Beispiel mit einem coolen, goldenen Bilderrahmen aufpeppen.
Das Schönste: die überteuerten Blumenstände und die bunten Marktstand-Wände voller Grafitti
Das Schirchste: der Fischreste-Kübel
Skurril: die Verhandlungsgespräche zwischen Standlern und Kunden beim Flohmarkt („Heast, so billig kriagst des nirgends, des is a Original!“)
Musst du gesehen haben: Businesstypen, Schickeria-Tussis, Hipster, Normalos und Touris, die sich an einem frühsommerlichen Donnerstagabend um die Sonnenplätze streiten
Musst du probiert haben: Austern mit einem Glas Sekt bei Fisch Gruber
Unsere liebsten Lokale am Naschmarkt
Am Naschmarkt spielt es keine Rolle, wenn die Temperaturen mal nicht so Gastgarten-tauglich sind. Dann werden einfach die Wärmelampen eingeschalten, sich vielleicht noch in eine Decke gewickelt und mit dem Spritzer in der Hand der Kälte getrotzt. Das ist eigentlich recht gemütlich und man fühlt sich ein bisschen so, als hätte man das April-Wetter ausgetrickst. Dazu noch ein Ständchen von den Straßenmusikern und das Urlaubsfeeling ist perfekt. Wenn du von der U4 Station Kettenbrückengasse Richtung Karlsplatz spazierst, kommst du der Reihe nach an diesen Lokalen vorbei.
Papas
Naschmarkt Stand 487-505, 1040 Wien
Relativ weit oben, auf der Höhe der Preßgasse liegt das Papas mit dem Gastgarten Richtung Rechte Wienzeile gerichtet. Das Lokal liegt nicht im direkten Mittelpunkt bei all den anderen, weshalb es hier oft noch freie Plätze gibt, wenn sonst alles voll ist. Das Papas ist eine kleine Oase inmitten des Trubels, das türkische Essen ist ein bisschen günstiger, das Publikum ein bisschen weniger stylisch angezogen und die Stimmung ein bisschen gemütlicher.
Neni
Naschmarkt Stand 510, 1060 Wien
Als nächstes kommt auf der linken Seite das Neni. Dank einem oberen Stockwerk und einem zusätzlichen Glaskobel auf der Seite der Linken Wienzeile ist das Lokal gar nicht so klein, wie es auf den ersten Blick wirkt. Das Neni ist wohl das hippste Lokal am ganzen Naschmarkt, obwohl es vom Speisenangebot ähnlich ist, wie die im Folgenden aufgelisteten. Aber der Neni Humus ist einfach super cremig, das Frühstück lecker und die Kellner/innen (wenn auch langsam) die feschsten.
Orient Occident
Naschmarkt Stand 671, 1040 Wien
Da die Gastgärten ineinander übergehen und es eigentlich ganz egal ist, wo man sitzt, bemerkt man meist erst beim Blick auf die Speisekarte zu welchem Lokal der Tisch jetzt gehört. Das Orient Occident ist so ziemlich in der Mitte von allem und bietet auch all das an, was es überall gibt. Also orientalische Speisen, Falafel, Anitpasti, Salate, Sandwiches und verschiedene Spritzer.
Deli
Naschmarkt stand 421–436, 1060 Wien
Das Deli ist wohl das klassischste Naschmarkt Lokal mit dem alles begann. Mittags gibt es Menü um 7,80 € oder 8,80 € (vegetarisch oder mit Fleisch). Die Speisenauswahl ist typisch für den Naschmarkt, also Falafel, Humus, Salate, orientalisch und Co. Besonders zu empfehlen ist das Frühstück. Am Abend legen auch immer wieder mal DJs auf und die Stimmung wird etwas partymäßiger. Im Schanigarten weiß man nicht recht, ob man gerade im Deli oder im gegenüberliegenden Do-An sitzt, ist aber auch egal, es gibt eh überall das Gleiche.
Tewa
Naschmarkt Stand 672, 1040 Wien
Etwas weiter noch Richtung Karlsplatz liegt das Tewa. Es unterscheidet sich von den anderen Lokalen insofern, dass es hier im Gastgarten einige erhöhte Tische mit Barhockern gibt – ganz wie bei der Dependance am Karmelitermarkt (hier gibt man sich aber gefühlsmäßig doch noch etwas mehr Mühe mit der Aufbereitung des Essens, am Karmelitermarkt ist das Angebot mittlerweile eher enttäuschend). Auf der Speisekarte stehen Großteils ähnliche Gerichte wie bei den oben genannten Lokalen.
Kojiro Sushi Bar
Rechte Wienzeile, 1040 Wien
Einmal durch den nächsten Abschnitt des Marktes, vorbei an der schrecklichen Gräfin vom Naschmarkt, gelangt man zum Fischviertel. Dort an der Wienzeile gelegen ist das Kojiro, einer der letzten Sushi Geheimtipps in Wien. Der Fisch ist butterweich, der Reis genau richtig – hier gibt es echt gute Maki, Sashimi und auch Rolls. Das Ambiente ist nicht wahnsinnig einladend und auch die Preise können nicht mit den -50% Angeboten vom U-Bahn-Asiaten mithalten, aber das ausgezeichnete Sushi macht das wieder wett. Außerdem kann man sich die Bento Box ja auch einfach mitnehmen.
Fisch Gruber
Naschmarkt Stand 33, 1040 Wien
Die Austernbar von Fisch Gruber hat nur bei Schönwetter geöffnet. Austern sind nicht jedermanns Fall, das muss man mögen, aber ab und zu muss man sich was gönnen und wieso nicht mal zum Geburtstag, zu Silvester oder einfach so eine Platte Austern mit einer Flasche Sprudel bestellen? Die Weine kommen übrigens vom Weinbauern aus Mörbisch. Auch sonst ist die Auswahl an frischem Fisch und Meeresfrüchten groß – vielleicht möchtest du beim Kochen ja mal was Ausgefalleneres als Nudeln mit Pesto probieren?
Indian Pavilion
Naschmarkt Stand 74-75, 1060 Wien
Gleich neben dem Fisch Gruber ist das Indian Pavilion. Viele Wiener schwören, dass dies der beste (auf jeden Fall aber der kleinste) Inder der Stadt ist. Drinnen bekommt man selten einen Sitzplatz, im Schanigarten fühlt man sich etwas weniger beengt. Die Qualität der indischen Gerichte ist hier seit Jahren top. Vielleicht nicht so stylisch wie Nam Nam und Co, das Essen ist hier aber authentisch und lecker.
Wenn du einen ruhigeren Markt bevorzugst gefällt dir vielleicht der Kutschkermarkt oder der Hannovermarkt!
Einleitungsbild: "Naschmarkt / Vienna" von Sandor Somkuti via Flickr, lizensiert über CC BY-SA 2.0
Headerbild: "Wien Naschmarkt" von dcwilling via flickr, lizensiert via (CC BY-NC 2.0)