Die 55. Viennale huldigt ihrem langjährigen Direktor Hans Hurch, der im vorigen Sommer überraschend in Rom verstorben ist. Das Programm wurde zum Großteil noch von ihm kuratiert, den Rest hat dann das Team hinter dem Impresario zusammen mit Interimsleiter Franz Schwartz zusammengetragen. Die unverzichtbarsten Filme des Jahres will man zeigen. Glaubt man den Machern, so kommen diese wie so oft aus Frankreich und den USA. Wer sich nicht durch den 63-seitigen Pocketguide wühlen und trotzdem mitreden oder einzelne Filme sehen will, dem hilft diese Liste unserer subjektiven Favoriten:

 

Spielfilme

Lucky

Der Eröffnungsfilm ist zum Vermächtnis seines nach dem Film verstorbenen Hauptdarstellers Dean Harry Stanton geworden: „Lucky“ porträtiert einen Mann im hohen Alter, der sich auf den Tod vorbereitet, bis ihn ein Unfall aus seinen Routinen und auf einen letzten Selbstfindungstrip lockt. Der liebevolle-melancholische Film ist das Regiedebüt des Schauspielers John Carroll Lynch, im Cast findet sich auch der namensgleiche aber nicht verwandte Regie-Großmeister David Lynch. 

 

The Shape of Water

Guillermo del Toros „The Shape of Water“ ist was für Fantasy-Fans: Er handelt von der zärtlichen Verbindung der stummen Putzfrau Elsa zu einem Wunderwesen aus dem Amazonas, das in einem streng geheimen Hochsicherheitslabor der US-Regierung gefangen gehalten wird. Der träumerische Film spielt zur Zeit des Kalten Krieges, hat in Venedig den Goldenen Löwen gewonnen und ist laut Programmheft „Actionthriller, Komödie, Melodram, Musical, bildgewaltig und zart zugleich”. 

Wonder Wheel

Wer auf Mainstream steht, dürfte auch mit dem neuen Woody Allen seine Freunde haben. Zum Schmunzeln bringen im „Wonder Wheel“ des Vergnügungsparks Coney Island der Fünfzigerjahre unter anderen Kate Winslet, Jim Belushi und, hört hört: Justin Timberlake als Rettungsschwimmer! 

 

Chaak Daan juen ga

Für Actionfans empfiehlt sich „Chaak Daan juen ga“ aus Hongkong: Die Story um einen Bombenentschärfer und seinen bösen Gegenpart sowie ein geniales Drehbuch voller Wendungen versprechen explosiven Nervenkitzel. 

 

Sexy Durga

Wer mehr der Trance zugetan ist, wird am indischen Road-Movie „Sexy Durga“, das sich im Verité-Stil zum Horrortrip hochschaukelt, seine helle Freude haben.

 

Grave

Und wer sich schocken lassen will oder genug vom Vegetarismus hat, wird u.a. von „Grave“ herausgefordert: Fleischfressen, Sex und Triebhandlungen bis an die Grenze des Verträglichen. 

 

Last Flag Flying

Wie immer bietet die Viennale auch die Chance, die neuen Werke seiner persönlichen Bewegtfilm-Helden schon vor dem offiziellen Kinostart zu sehen. Im Falle von Richard Linklater darf man in der Komödie "Last Flag Flying" auf einen politischen und lustigen Roadtrip mit den Ex-Navy-Kollegen Bryan Cranston, Steve Carell und Laurence Fishburne gehen. 

 

Nelyubov

Als rote Linie durchs bunte Spielfilm-Programm zieht sich heuer das Thema der Ausweitung des Privaten ins Öffentliche. Beginnend bei innerfamiliären Verhältnissen entwickeln mehrere Filme eine größere gesellschaftliche oder soziale Perspektive, so etwa „Nelyubov“ von Andrey Zvyagintsev.

 

La Villa

Und auch der Abschlussfilm „La Villa“ geht diesen Weg: Im Fokus steht eine überschaubare familiäre Konstellation, in der auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, wie wir leben wollen, dennoch die bestimmenden Themen Europas Platz finden.  

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