Auch heuer greift die Viennale wieder hochaktuelle gesellschaftliche Themen auf, allen voran die Flüchtlingskrise. So wird der 26.10. zum „Internationalfeiertag“ mit Filmen zu den Themen Vertreibung, Migration, Flucht und Fremde. Einer der drei Schwerpunkte beschäftigt sich mit Griechenland und der filmischen Aufarbeitung der Wirtschaftskrise.

 

Schwerpunkt: „Austrian Pulp“ Aus Fleisch und Blut

Da klingt der heimische Schwerpunkt geradezu seicht: In 14 Filmen arbeitet die Viennale die deutschsprachige B-Movie-Vergangenheit auf und gräbt Filmhighlights aus, die keiner kennt und die trotzdem verflucht unterhaltsamer sind.

Wie zum Beispiel der höchst skurrile erste Österreichische Nudistenfilm „Das Mädchen mit dem Mini“ aus dem Jahre 1964. Biggi möchte in den Wiener Badeanstalten ihren busenfreien „Minikini“ vorführen. Ihrem Freund Frank, ein Schlagerkomponist, gefällt das gar nicht. Was ein bisschen nach Schulmädchenreport meets Seifenoper klingt, ist „ein liebenswert tollpatschiges, buntes Mirakel aus der Bonbonniere“. Wir freuen uns über die Wiederentdeckung und die Chancen auf Tickets sind auch nicht so schlecht. 

 

Die Blockbuster

Bei den Blockbustern muss man rechtzeitig in der Ticketschlange stehen, schnelles Internet und eine Portion Glück haben. All die Mühe lohnt sich aber, denn heuer sind unter anderen „The Lobster“ mit Colin Farrell (siehe Titelbild) und „A most violent year“ dabei. Ersterer ist ein Liebesfilm des griechischen Regisseurs „Yorgos Lanthimos“. In einer dystopischen Parallelwelt werden Menschen gezwungen als Paare zu leben. Jene, die übrig bleiben enden in einem Singleressort, bleiben sie auch dort allein, werden sie in ein Tier verwandelt. Böse und zärtlich zugleich. Und der fesche Farell beweist Mut zur Hässlichkeit.

Der Wirtschaftskrimi „A most violent year“ spielt im New York der 80er Jahre und präsentiert ein System aus Kapitalismus, Korruption und Kriminalität. Sehr spannend. 

 

Dokumentarfilme

Zum  „Internationalfeiertag“ am 26.10. zeigt die Viennale unter anderen den vielbeachteten österreichischen Dokumentarfilm „Lampedusa im Winter“. Die italienische Insel, 110 Kilometer vor der tunesischen Küste, ist die erste Anlaufstelle vieler afrikanischer Flüchtlinge. Die 4.500 Einwohner der nur 20 km² kleinen Insel sind seit Jahren überfordert mit dem andauernden Flüchtlingsstrom. Jakob Brossmann zeigt den Kampf um Recht und Würde in der tristen Umgebung des winterlichen Lampedusa. 

Ein ganz ähnliches Problem – nur geografisch weit näher – behandelt Gerald Igor Hauzenberger in seinem Film „Last Shelter“. Er portraitiert das Schicksal jener Gruppe von Asylwerbern, die 2012 die Votivkirche besetzten, zeigt was aus ihnen geworden ist und schlägt den Bogen zur aktuellen Flüchtlingskrise.

 

Kurzfilmreihe

Das „Greek Short Film Program” setzt sich in sieben Kurzfilmen mit spezifisch griechischen Fragen der Politik auseinander. Ironie, Humor und Mehrdeutigkeit sind zentrale Stilmittel, die man schon an Titeln wie „I hope that this won’t take long because I am very busy today and have very little time to spare. I am only doing this because you gave me Raki, honey and olive oil.” erkennen kann. Absolut sehenswert. 

 

Auch sehr gut: 

Lu bian ye can 

Der chinesische Ressiseur Bi Gan überschreitet immer wieder filmische Grenzen zeigt und nicht nur, was möglich ist, sondern was vorstellbar wäre. Verrückte Bilder von scheinbar zusammenhangslosen Szenen. „Doch wie die Discokugel, die durch den Film flottiert, schaut immer mal wieder der Plot vorbei und erzählt von den beiden Halbbrüdern, die einen alten Konflikt zu lösen haben. Und noch von so viel mehr.“ Ausgezeichnet als bester Nachwuchsregisseur beim Festival von Locarno. 

 

La fièvre 

Auch bei der französischen Regisseurin mit marokkanischen Wurzeln, Sadia Benhaim, verschwimmen Grenzen und Realitäten. Der Film zeigt Flüchtlingserfahrungen zwischen Dokumentation und Science-Fiction. Monotone Elektrobeats zu traumartigen Bildern versetzen die Zuschauer beinahe in Hypnose.

 

Überraschungsfilm 

Bei so viel schwerer Kost, braucht es zumindest einen Film im Programm, den man auch angetrunken versteht. Und das ist traditionell der Überraschungsfilm. Hier ist auch die Stimmung im Kinosaal immer ein bisschen ausgelassener. Nur das Bier nicht vergessen!

 

Der Ticketverkauf startet am Samstag, 17.10. um 10 Uhr!

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