Vor allem im Sommer kommt es vermehrt zu Catcalls, also verbaler sexueller Belästigung im öffentlichen Raum. Kurze Kleidung ist keine Einladung dafür, sexualisiert zu werden. Nicht im Sommer und auch sonst nie!
Was ist ein Catcall?
Catcalling wird als verbale sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum bezeichnet. Anzügliche und abwertende Bewertungen durch unangebrachte Kommentare gehören hierbei zur Tagesordnung bei (leider) vor allem Frauen.
Es gibt zwar Petitionen, Organisationen und Hotlines zur Beratung für Frauen, die Erfahrungen mit sexueller Belästigung gemacht haben, doch findet leider immer noch zu wenig Aufklärungsarbeit im Alltag statt. Das liegt mitunter daran, dass viele Männer Catcalls als Komplimente sehen und die Problematik dahinter nicht nachvollziehen können. Viele sind der Meinung, dass man sich doch über das “Kompliment” freuen solle und rücken somit die Problematik weit von sich weg.
Reaktion als zusehende Person
Als betroffene Person überkommt einen meist das Gefühl von Perplexität und Scham, wenn man gecatcalled/belästigt wird. Was hilft: nicht wegschauen sondern aktiv eingreifen. Unterstützung kann sehr hilfreich sein, auch wenn es nur ein Wahrnehmen der Situation und ein unausgesprochenes „ich sehe dich und ich bin da“ ist. Sich selber als „Alibi-Freund*in“ ausgeben und die unangenehme Lage dadurch aufzulösen, könnte auch ein gute Hilfestellung sein, um der betroffenen Person mehr Sicherheit zu geben und die Hand zu reichen.
Wie kann auf Catcalls reagiert werden?
Bei der Handhabung mit Catcalls gibt es kein richtig oder falsch, denn es geht immer um den Kontext und um die persönliche Verfassung. Sexuelle Belästigung ist grundsätzlich in keiner Form zu tolerieren und die Schuld für ein entsprechendes Fehlverhalten liegt niemals beim Opfer, sondern immer bei dem Täter. Weder das Geschlecht, die Herkunft, die sexuelle Orientierung, der ausgeübte Beruf noch die Kleidung bieten dafür eine Rechtfertigung. Wichtig ist, dass man bei der Reaktion auf Catcalling immer an die eigene Sicherheit denkt. Deshalb ist es wahrscheinlich der einfachste Weg, diese Kommentare einfach zu ignorieren, ihnen keine Beachtung zu schenken und schnell weiterzugehen.
Die verantwortliche Person zur Rede zu stellen ist auch eine gute Lösung. Pass jedoch auf dass es nicht so dargestellt wird, als würdest du mit dem Menschen ins Gespräch kommen wollen. Wenn man sich bedroht fühlt und Angst hat, sollte Hilfe geholt werden. Schau dich um und geh zu einer Passant*in die du ansprechen kannst. Im Notfall aber bitte immer die Polizei rufen.
Catcalling ist eine Machtausübung, die in den meisten Fällen von Männern bedient wird, die wenig Verständnis zeigen und sich somit, vielleicht auch nur unbewusst, durch die gesellschaftliche Struktur über einen stellen wollen.
Hier ein paar Anregungen, wie du (wenn es für dich passt) reagieren könntest:
Mit Forderungen antworten anstatt mit Fragen: „Hören Sie auf!“ anstatt „Können Sie bitte aufhören?“.
Am besten ist es den Täter direkt anzusprechen. „Sie mit der gelben Kappe, hören Sie auf!“ Selbstbewusstes Auftreten kann den Täter einschüchtern und durch direktes in die Augen blicken und klaren Worten kann man jemanden aus der Reserve locken.
Persönliche Abwertung ist nie cool und erwachsen, konzentrier dich auf die Tat an sich und auch wenn es dazu einlädt zurück zu beleidigen, bringt das in den meisten Fällen gar nichts..
Es ist besser, wenn ein direkter Dialog vermieden wird. Nicht aggressiv werden und schimpfen. Immer im Kopf behalten, dass man sich vor dem Täter nicht rechtfertigen muss.
Generell nicht auf Fragen des Täters eingehen.
Immer im Kopf behalten, dass du nur so reagieren solltest, wie es sich für dich am besten passt. Es gibt kein richtig oder falsch. Catcalls sind falsch!
Appelle an Männer
Gebt Frauen das Gefühl, in eurer Umgebung sicher zu sein! Schreitet ein, wenn ihr seht, wie jemand belästigt wird! Macht Freund*innen, die die Problematik hinter Catcalling nicht verstehen, klar, dass das nicht in Ordnung ist! Und das wichtigste: Ruft Frauen keine Catcalls hinterher!
Es gibt super Instagram-Accounts die Aufklärungsarbeit leisten und immer über aktuelle Kampagnen und Aktionen berichten.
Auf der nächsten Seite findest du mehr Tipps und weiteren Hilfeleistungen, damit du in deinem Freund*innenkreis den Durchblick hast.