Steckbrief

Das schönste Detail: Die Marienstatue an der Pizza Mari
Das Skurrilste: Das Motorradgeschäft vom Weihnachtsmann mit dem Namen „X-MAS“ 
Das solltest du gegessen haben: Ein Schnitzel in der schönen Perle.
Das musst du gemacht haben: Eine Partie Backgammon im Café Sperlhof spielen.

 

Von der schönen Perle bis zum Engel

So gutes Essen auf so engem Raum findet man selten in Wien. Das Karmeliterviertel scheint mehr Restaurants als Einwohner zu haben und trotzdem sind alle immer bummvoll (erst die Restaurants, dann die Einwohner). 

Hinter dem Karmelitermarkt geht’s kulinarisch erst so richtig los. Die Leopoldstädter lieben ihre Schöne Perle und nehmen die teils richtig unfreundlichen Kellner zähneknirschend bzw. genüsslich kauend in Kauf. Denn das Schnitzel vom Schwein wie vom Biokalb ist so zart, das Frühstück so üppig, der Schweinsbraten so saftig und das Ambiente so herrlich schlicht, dass man einige Augen zudrückt. 

Macht man nun einen kleinen Abstecher in die rechte Seitenstraße, so wird man wesentlich freundlicher behandelt und noch viel besser bekocht. Das Engel in der Großen Pfarrgasse ist nicht billig, aber das Preis-Leistungsverhältnis noch immer ausgezeichnet. Hervorragende, kreative Speisen, gute Weine, stilvolles Ambiente. Wenn man das Restaurant verlässt, weiß man warum es Engel heißt.

Den noch schöneren Schanigarten, weil gleich neben der St. Leopold Kirche, hat das Leopold Restaurant. Hier gibt’s gute klassische österreichische Küche vom Backhendlsalat bis zu Kärntner Kasnudeln. Nur das Interieur haut uns wenig vom Hocker, deswegen am besten im Sommer kommen.

 

Einmal um die Welt in 300 Metern

Wieder zurück auf der Leopoldsgasse stolpert man entweder über die Kellner der Pizza Mari, die im Sommer zwischen Schanigarten und Lokal hin und her flitzen oder über die wartenden Gäste, die sich eine Pizza mitnehmen wollen oder auch mal eine halbe Stunde auf einen Platz im Gastgarten warten. Meiner Meinung nach lohnt sich das Warten, denn mir schmecken die dünnen, saftigen Pizzen nach originalem Rezept aus Neapel ausgezeichnet. Andere schimpfen über den gatschigen, labberigen Boden, das hallige Ambiente und die extrem hohe Hipster-Dichte. Gegenüber befindet sich übrigens der dazugehörige und mindestens genauso hippe Supermari – ein italienischer Feinkostladen, der aber auch allerhand anderen skurrilen Schnickschnack führt. 

Wer Papierkleber in der alten Blechdose nichts abgewinnen kann, sollte einfach ein paar Meter weitergehen. Das reduzierte japanische Restaurant Okra konzentriert sich auf das Wesentliche: Hochwertige authentische Küche wie Sushi, Maki und Ramen – japanische Nudelsuppen mit verschiedenen Fleischeinlagen. Und wer das alles zuhause nachkochen möchte, sollte entweder außerordentlich talentiert sein oder – besser – einen Kochkurs bei Wolfgang Krivanec absolvieren. 

Der Kulinarikpfad Leopoldsstraße (so wie ihn der Wien-Tourismus nennen würde, wenn sie davon wüssten) endet stilecht mit dem Klassiker der gehobenen Wiener Wirtshauskultur. Das Skopik & Lohn mit der verrückten Deckenbemalung bietet eine Mischung aus französischer und österreichischer Küche auf hohem Niveau mit schönem Gastgarten.

 

Käsknöpfle im Liegestuhl

Geht man nun einmal um den Block, stößt man zuerst aufs Ü, gleich neben dem Augarten, das sommers wie winters einfach extrem sympathisch ist. Zum einen wegen der original Vorarlberger Kellner, dem schicken Interieur und dem super netten Gastgarten mit Lampions und Liegestühlen, zum anderen wegen des guten Vorarlberger Essen und dem Käsknöpfle-Tag jeden Freitag (da gibt’s dann außer ein paar Vor- und Nachspeisen nichts anderes mehr). 

Auf dem Weg zurück Richtung Taborstraße, sollte man noch einen Abstecher in die Große Sperlgasse machen. Dort befindet sich seit über 30 Jahren das kultige Café Sperlhof. Seit der Eröffnung sammeln die Inhaber Brett- und Gesellschaftsspiele, die sich inzwischen bis an die Decke stapeln, außerdem gibt’s einen Billard-, Snooker- und Tischfußballtisch und auf der gegenüberliegenden Straßenseite kann man sich beim Tischtennis battlen. Fad wird einem also sicher nicht und die Preise sind super günstig.  

 

Miriams Fazit

Die Kategorie „Grätzl Food“ fällt flach, da das Grätzl eine einzige Fressmeile ist. Für jeden, aber auch wirklich JEDEN Geschmack, Budget und Anspruch gibt es hier das richtige Lokal. Und fast alles davon ist richtig gut. 

 

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Freizeit, 25.5.16