Günther Krabbenhöft, der laut Spiegel „älteste Hipster Deutschlands“, lässt sich des Öfteren mit Taschen von R.Horn’s ablichten.
Im Geschäftsjahr 2016 wurden um die 300 Handtaschen verkauft, eine noch größere Zahl an Geldtaschen und ebenso viele Lederaccessoires wie Stift- und Brillenetuis, IPhone-Hüllen und Schlüsselanhänger. Bei R.Horn’s gibt es alleine 30 verschiedene Geldtaschen und zwölf Arten von Aktentaschen zur Auswahl. Letztere gelten als Spezialität des Hauses. „Wir haben viele Damenhandtaschen, die sind alle wunderbar, aber die Aktentaschen sind unser eigentliches Aushängeschild, erklärt Horn. „Auch Sonderanfertigungen wie Tennis- und Fototaschen stehen auf dem Programm. Wenn es um seine Entwürfe geht, gibt sich Horn wie so oft bescheiden. „Ich war immer schon ein großer Skizzierer, ich nehme ein Blatt Papier, und das ist es dann“, antwortet er auf die Frage nach speziellen Design-Ritualen.
„Es ist schon passiert, dass Kunden mit alten Taschenmodellen aus den 1950er-Jahren oder mit ganz eigenen Ideen zu uns gekommen sind, und wir diese am Ende in unser Repertoire aufgenommen haben“, erzählt Julian Horn. „Da sind wir sehr froh darüber. Die Kunden wissen am besten, was sie brauchen, sie haben sich ja Gedanken gemacht“, fügt Vater Robert Horn hinzu.
Im Rahmen des Projekts Wien Products entwarf Julian Horn eine Plattentasche speziell für 7’’-Singles.
Die Kollektion ist weitestgehend seit Jahren gleichbleibend, neue Kreationen gibt es dennoch regelmäßig. So hat Robert Horn erst kürzlich, den Anregungen einiger Kundinnen folgend, eine Handtasche aus der permanenten Kollektion in einem neuen Entwurf mit einer Klappe versehen. „Es wird dann ein Muster gemacht, und wenn das gut ist, werden vier oder fünf Exemplare in verschiedenen Farben produziert und kommen ins Geschäft. Nach ein paar Monaten wissen wir dann, ob das Modell überhaupt jemanden interessiert“, skizziert Julian Horn den Prozess, „Wir können uns das leisten, wir müssen nicht gleich in der Masse produzieren.“ Robert Horn fasst zusammen: „Das ist eine große Hilfe. So machen wir viele Fehler nicht. Das Geschäft ist das Labor.“
Während die drei Geschäfte in der Inneren Stadt das sichtbare Tagesgeschäft sind, verbringen Vater und Sohn die meiste Zeit im Büro mit angeschlossener Werkstatt in Wien Margareten. 15 Personen arbeiten derzeit im Unternehmen, vier davon mehr oder weniger im Management. „Wir sind ein so kleiner Betrieb, da muss jeder Mitarbeiter über alles Bescheid wissen. Für das Internet bin aber ich zuständig, ich bin mit Abstand der Jüngste“, sagt Julian Horn. „Wenn ich am Depot vorbeigehe und sehe, dass das Fach mit dem schwarzen Leder schon wieder fast leer ist, kann ich das dem Julian zurufen, und es wird gleich nachbestellt. Es ist sehr angenehm, dass alles so klein ist“, sagt Robert Horn.
Die Taschen von R.Horns werden in der hauseigenen Manufaktur in Wien Margareten gefertigt.
Wer wie Robert Horn 30 Jahre im Geschäft ist, hat natürlich viele spannende Geschichten zu erzählen. Andererseits ist Diskretion die wichtigste Tugend, wenn der Kundenstock zu einem wesentlichen Teil aus der gutbürgerlichen Wiener Innenstadt- Gesellschaft, aus internationalen Politikern und Kulturschaffenden besteht.
Ein paar Geschichten dürfen aber zum Glück erzählt werden. So trug etwa Altkanzler Alfred Gusenbauer eine feuerwehrrote Aktentasche von R.Horn’s, mit der ihn einst sogar Manfred Deix zeichnete, in Karl Markovics’ mit dem Oscar ausgezeichneten Meisterwerk „Die Fälscher“ reiste Horns klassische Aktentasche zurück ins Jahr 1942. Und die schwarze Kuverttasche, in der Isabelle Huppert als Erika Kohut das Messer am Ende der Jelinek-Verfilmung „Die Klavierspielerin“ versteckt? R.Horn’s! „Michael Haneke wollte eine schwarze Tasche, die aber so beschaffen ist, dass sie im Inneren nicht reflektiert. Wegen der Kamera. Die ganze Welt hat die Tasche gesehen, und niemand weiß es“, lacht Robert Horn. Aber auch TV-Produktionen wie „Vorstadtweiber“ greifen für die feinen Requisiten auf R.Horn’s Accessoires zurück, wirft Julian Horn ein.
Ob er auf Dauer im Unternehmen bleiben wird, weiß er noch nicht genau. Für seinen Vater ist das in Ordnung, leben doch beide nach der Maxime, dass es das Wichtigste im Leben sei, sich mit Dingen zu umgeben, die einem Freude machen. Sie scheinen sich zumindest bis jetzt daran gehalten zu haben.
Biografie
Robert und Julian Horn sind beide in Wien geboren, 1950 und 1982. Robert Horn studierte an der Universität Wien Psychologie und Geschichte, entschied sich vor 30 Jahren aber schließlich für das traditionelle Handwerksgeschäft. Julian Horn studiert Politikwissenschaft und hat in London eine Tontechnik-Ausbildung absolviert. Er sammelt Platten, macht Musik und veranstaltet Partys und Konzerte in Wien. Vor etwa dreieinhalb Jahren stieß er zum Unternehmen des Vaters.
Alle Fotos von Niko Havranek
Dieser Artikel erschien auch im Rise, dem Karrieremagazin von uniport.
Hier geht's zu den anderen Beiträgen der "Nicht von gestern"-Serie.