Wenn die Eltern mal wieder einen Besuch in der Hauptstadt ankündigen, reicht‘s nicht nur mit dem Staubwedel die Wohnung schnell auf Vordermann zu bringen. Egal ob sie eine Stunde Fahrt mit dem Zug aus einem Kaff in Niederösterreich hinter sich haben oder mit dem Flieger von Hamburg gekommen sind, sie erwarten sich ein Programm. Jetzt ist es an der Zeit Mama und Papa zu beweisen, dass du dich in Wien bisher mit mehr als der üppigen Partyszene beschäftigt hast. Je nachdem wie deine Eltern so drauf sind, findest du hier unsere Vorschläge für ein passendes Bespaßungsprogramm.

 

Die Kulturfreaks

Das ist die Art von Eltern, die jetzt wo sie schon mal in der Kulturhaupstadt Österreichs sind, auch was davon sehen wollen. Die Kultureltern können gar nicht verstehen, warum du noch keine Jahreskarte von der Albertina hast. Das ist auch der erste Stop bei eurer Wientour. Nachdem ihr die aktuelle Ausstellung, die deine Eltern schon soooo lange sehen wollten und die Baltiner Sammlung zum zwanzigsten Mal angeschaut habt, geht’s weiter ins Palmenhaus zum Kaffeetrinken und in den Burggarten zum Spazieren. 

Wirklich Kunstbegeisterte kommen an der Secession wohl nicht vorbei. Nachdem ihr diese besichtigt habt, gönnt ihr euch einen gemischten Vorspeisenteller am Naschmarkt. Wenn das nicht Kultur ist, weiß ich auch nicht.

Am Abend geht’s dann natürlich in die Staatsoper, und dir wird zum ersten Mal bewusst, dass die mehr ist als nur eine Bim-Haltestelle. Wenn deine Oldies sehr fancy sind, gibt’s das Würstl danach im Sacher (sonst halt beim Würstelstand). 

 

Die Großstädter 

Da es in Österreich, neben Wien, nicht wirklich Großstädte gibt, reist diese Kategorie von Eltern wahrscheinlich eher aus dem Ausland an. Mit dem Großstadtleben kennen sie sich aus, aber Wien ist nicht Berlin und wer hier beim Heurigen eine Weinschorle bestellt, wird nur ausgelacht, (du hast‘s auf die harte Tour lernen müssen.) Sprachbarriere beiseite, falls deine Eltern noch nie hier waren, kannst du mit ihnen das klassische Wien Touristen Programm durchziehen. 

Startet mit einem Frühstück im 1. Bezirk in einem traditionellen Wiener Kaffeehaus und bummelt dann eine Runde am Stephansplatz und Graben. Führ sie weiter über Hofburg und Heldenplatz, am Volksgarten (dem wortwörtlichen Garten, nicht dem Club!!!) vorbei. Für etwas Kultur bietet sich das Kunsthistorische Museum oder eigentlich alles im Museums Quartier an. Mittagessen gibt’s dann hinterm MQ im Glacis Beisl. Man kann an einem Tag eh nicht ganz Wien sehen, also mach dein Programm doch ein bisschen wetterabhängig: Scheint die Sonne, fahrt nach Schönbrunn oder zum Belvedere, bei Regen wird wohl die Hardcore Museumstour weiter durchgezogen werden müssen. Wenn ihr am Abend immer noch Energie habt, bietet Wien genug an Theater und Kammerspielen, sodass einem nie fad wird! Entführe deine Eltern vor dem Schlafengehen noch auf einen Absacker ins If dogs run free. Die Decken-Architektur werden sie ganz toll finden und du hast endlich mal jemanden, der dich dort auf einen ausgezeichneten Cocktail einlädt.

 

Die Dorfeltern

Dieses Programm ist mit Vorsicht zu gestalten. Ja, du bist zwar nach der Matura deinem Heimatkaff entflohen, aber für deine Eltern ist das noch der normale Alltag. Gib ihnen zuerst ein kleines Survival Einmaleins für die Großstadt: Auf Rolltreppen immer rechts stehen, vor dem Aus- und Einstieg in die U-Bahn Ruhe bewahren und den Wiener Grant einfach akzeptieren.  

Wichtigster Merksatz: Es muss alles in der Nähe sein. Fahr mit ihnen nirgendwo hin, wo sie 40 Minuten U-Bahn fahren und dabei zwei Mal umsteigen müssen. An sich kannst du mit ihnen schon auch das klassische Wien Touri-Programm durchziehen, touristenüberflutete Orte solltet ihr aber besser meiden. Beim Essen halte es klassisch und traditionell, also Finger weg von veganen Burgern oder Sushi. Ein Stadtheuriger könnte ihnen gefallen.

 

Die Junggebliebenen 

Das ist wirklich die, am leichtesten zu unterhaltende, Kategorie von Eltern. Mit ihnen kannst du unternehmen, was du auch mit deinen Kollegen machen würdest. Also quasi ein wahrheitsgetreuer Einblick in dein Leben in Wien. Nimm sie mit zu deiner Uni, zeig ihnen die Bib, in der du so tust, als würdest du lernen und die Lokale rundherum wo du mit deinen Freunden die Stunden vor, während und nach den Vorlesungen vorbeifliegen lässt. Zum Mittagessen würde sich das Ulrich anbieten. Wenn deine Eltern weltoffen sind, dann lassen sie sich auch von Quinoa-Bowls nicht abschrecken. Da ihr schon in der Nähe seid, stattet dem Trendgrätzl Burggasse einen Besuch ab. Von Secondhand-Vintage Läden über schicke Designer Stores gibt’s hier alles, und deine Eltern finden‘s fix cool. 

Abends steht der obligatorische Barbesuch an. Auch wenn deine Eltern von der chilligen Sorte sind, tu ihnen nicht Pratersauna & Co an. Zeig ihnen doch etwas Ausgefallenes, wie das PUFF, hier kannst du leckere Cocktails schlürfen während deine Eltern sich total hipp fühlen, und alle sind glücklich! Wenn sie Wien von oben sehen möchten, dann gefällt ihnen sicher ein Besuch in einer Dachterrassen Bar mit Aussicht.

 

Es kann ganz schön anstrengend sein, einen Tag lang einer dieser Touristen zu sein, die du normalerweise nur verächtlich und augenrollend anschaust, aber beiß durch! Schönbrunn und Karlskirche beiseite, deine Eltern sind doch eigentlich eh nur da, um dich zu sehen! 

 

Headerbild: "DSC_0119" von brandiatmuhkuh via Flickr, lizensiert über CC BY 2.0

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