Mit dem Ende von Crazy wird Rudi 45 Jahre alt. Wenn er hinterm DJ Pult steht, tanzen Mädels um ihn herum, die seine Töchter sein könnten. Nicht der schlechteste Arbeitsplatz Wiens. Aufgeben wird er ihn nicht. Einen Dienstag im Monat bleibt Crazy dem Flex erhalten, die anderen Dienstage überlässt er nun anderen Veranstaltern. Mit dem Alter müsse man langsam etwas zurückstecken sagt er und berichtet über Pläne, die so gar nicht nach Ruhestand klingen: Rudis Spelunke in der Grellen Forelle, Luft und Liebe in der Pratersauna, Fuck me now and love me later in der Säulenhalle und natürlich seine eigene Radioshow auf Superfly. Und mit dem Suburbia Festival in der Ottakringer Brauerei soll Wien endlich ein Musikfestival bekommen, das einer Hauptstadt würdig ist. Rudi weiß, wen er einladen muss und wenn Rudi ruft, kommen die Großen: DJ Hell und Rodney Hunter, Claptone, Rustie und viele mehr. Und mit ihnen kommt die junge hippe Szene-Crowd, genauso wie Musikliebhaber der ersten Stunde.

 


Warum hörst du mit Crazy auf?
Nach dem letzten, eher dürftigen Winter, wollte ich den regelmäßigen Betrieb einstellen und mich auf meine anderen Projekte konzentrieren. Es kann ja auch nicht sein, dass man die guten Einnahmen im Sommer dazu verwendet die Löcher in den Wintereinnahmen zu stopfen.

Wer hat bei der ersten Party aufgelegt?
Matteo und Martos, zwei US-House-Stars.

Lief die Party von Anfang an gut?
Nein, es gab starke Anlaufprobleme. Wir wollten uns auf House-Musik fokussieren, aber das hat nicht gut funktioniert. Dann sind wir draufgekommen, dass Techno und härterer Sound besser ankommen.

Hat das Sperrstundenproblem Crazy das Genick gebrochen?
2008 gab es verschiedene Probleme, die uns zugesetzt haben. Zum einen die Sperrstunde und permanente Security Probleme. Zum anderen die steigende Konkurrenz rechts und links, die Pratersauna und die Forelle. Jetzt läuft es eigentlich wieder so gut, dass ich ungern aufhöre. Aber wenn man sagt, man hört auf, dann sollte man das auch tun. Ich bin niemand, der vom Rücktritt zurücktritt.

 

 Ich bin niemand, der vom Rücktritt zurücktritt.

 

Dein Wiener Lieblings-DJ?
DJ DSL. Er hat mich zum Auflegen gebracht. Er kann aus zwei Platten ein fantastisches zweistündiges Set machen.

Dein internationaler Lieblings-DJ?
Da gab es in den letzten 20 Jahren einige. Jeff Mills zum Beispiel. Aber auch Laurent Garnier oder Richie Hawtin – die wissen einfach was sie tun.

Was hörst du sonst so?
Ich höre gern klassische Musik, egal ob Beethoven oder Wagner. Das Opulente mag ich gern. Je älter ich werde desto lieber höre ich auch schönen Soul.

Was macht eine gute Party aus?
Ein extrem aufgeschlossenes Publikum, ein DJ, der den Bogen gut spannen kann und natürlich die richtige Umgebung, der Club mit dem richtigen Soundsystem. Und wenn das alles gut ineinanderfließt und die Leute nicht nur wegen dem Aufriss und den Drogen hingehen, dann wird es eine gute Party.

 

Und wenn die Leute nicht nur wegen dem Aufriss und den Drogen hingehen, dann wird es eine gute Party.


Wie stehst du zu Konkurrenz?
Konkurrenz belebt das Geschäft. Trotz des Techno Cafés funktionieren die Dienstage im Sommer in Wien immer sehr gut. Und auch am Wochenende kann man sicher sein, dass in den großen Clubs immer was los ist.

Verstehen die jungen Veranstalter ihr Publikum besser?
Überhaupt nicht. Ein junger Veranstalter hat einen sehr begrenzten Horizont. Alles muss neu sein. Außerdem machen junge Veranstalter auch Partys für ausschließlich junges Publikum, während ältere Veranstalter neben den Jungen auch die Generation 30+ ansprechen.

Wien oder Berlin?
Beides gern. Ich bin oft in Berlin und lege auch gerne dort auf. Aber leben möchte ich in Wien, die Lebensqualität ist einfach besser und es ist auch ein bisschen wärmer hier.

Pratersauna oder Grelle Forelle?
Uhh schwierig. Da bin ich ganz diplomatisch: im Sommer Sauna, im Winter Forelle.

Bier oder Wein?
Wein.

DJ oder Veranstalter?
Beides. Ich wurde Veranstalter, weil ich meine Musik den Leuten näherbringen wollte. Und da ich mich jetzt ein bisschen zurückziehe, möchte ich mich wieder mehr dem eigenen Auflegen widmen.

 

Nächstes Jahr möchte ich unbedingt mehr Tagespartys veranstalten.



Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Meine Projekte laufen weiter. Mit dem Suburbia Festival starten wir im Oktober erstmalig ein Festival. Und nächstes Jahr möchte ich unbedingt mehr Tagespartys veranstalten. Dieses Jahr ist der Versuch kläglich gescheitert, da fast alle Locations im Sommer von den Behörden abgedreht worden sind.

Was wird aus dem Flex?
Das Flex ist gerade wieder sehr gut aufgestellt. Im Jahr 2013 hat sich alles wieder angeglichen, der Anfangshype von Pratersauna und Grelle Forelle hat sich etwas beruhigt. Jetzt gehen die Leute dort hin, wo die beste Party ist. Natürlich wird das Flex immer der Club mit dem jüngsten Publikum sein, weil Einlass ab 16 Jahren ist und das wird auch so bleiben. Das Flex wird es immer geben.

 


Steckbrief

Rudi Wrany ist DJ und Veranstalter. Als Crazy Sonic rief er die Partyreihe Crazy ins Leben und machte den Dienstag zum besseren Samstag. 2001 wechselte Crazy von der Meierei im Stadtpark ins Flex. Und dort blieb es 12 erfolgreiche Jahre lang, boomte durch den aufkommenden Minimal-Trend, überlebte die Sperrstundenkürzung und war Zeuge wie die kleine elektronische Wiener Underground Szene größer und größer wurde. 

Das Beste an Wien ist der Heurige
Am meisten an Wien nervt das Raunzen
Mein Lieblingsplatz in Wien ist am Wasser
Mein Lieblingslokal das Pub Klemo
Mein Lieblingswiener Helmut Qualtinger

 


 

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