Menschenmengen finden wir gerade alle nicht kuschelig. Trotzdem lösen sich wichtige gesellschaftliche Probleme auch während einer Pandemie nicht in Luft auf. Manche werden durch die häusliche Isolation und ökonomische Unsicherheit sogar noch verschärft oder beschleunigt. Protestieren ist ein Grundrecht und wichtiges Mittel, um politische Forderungen durchzusetzen. Damit Demonstrationen nicht zu Corona-Clustern werden, haben viele VeranstalterInnen ein Sicherheits- und Hygienekonzept ausgearbeitet. Hier findest du vier aktuelle Demos, denen du dich mit Maske und Sicherheitsabstand anschließen kannst - denn geschlechtsspezifische Gewaltstrukturen, menschenunwürdige Flüchlingscamps, Klimakrise und rechte Politik verschwinden nicht von allein.

Die aktuellen Facebook Veranstaltungen sind alle in den Headlines verlinkt!

 

Nehmt ihr uns eine*, antworten wir alle!

Wenn wieder eine neue Veranstaltung mit dem Titel „Nehmt ihr uns eine*, antworten wir alle!“ im Facebook-Feed auftaucht, ist das kein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass erneut eine Frau* in Österreich zum Opfer patriarchaler Gewalt wurde. Doch die Ni-Una-Menos-Austria Bewegung, das feministische Kollektiv lauter und die Plattform Radikale Linke haben sich für 2021 vorgenommen, keine* zu vergessen. Jedes Mal, wenn eine Frau, Lesbe oder inter-, trans- und nicht-binäre Person in diesem Jahr ermordet wurde, nehmen sie die Straßen ein, um an die strukturellen Machtverhältnisse zu erinnern, die einem Feminizid zugrunde liegen. Zum 7. Mal machen sie das jetzt. Am 5. März wurde eine 35-jährige Wiener Trafikantin von ihrem Ex-Partner mit Benzin übergossen und angezündet. Einen Monat lang hat sie im Krankenhaus um ihr Überleben gekämpft und ist jetzt verstorben. Die Kundgebung am Karlsplatz heute Abend, 6. April um 18.30 Uhr wird in Gedenken an sie stattfinden.

 

Wochenende für Moria - Protestcamp

Nachdem im Dezember 2020 AktivistInnen vor dem Innsbrucker Landestheater ihre Zelte aufgeschlagen haben, um gegen die menschenunwürdigen Zustände in den Flüchtlingslagern an der EU-Außengrenze zu protestieren, hat sich die Idee auch in den übrigen Bundesländern durchgesetzt. In Wien haben die AktivistInnen zuletzt bereits zum 10. Mal ihre Zelte aufgeschlagen, um für eine menschliche Asylpolitik zu kämpfen. 24 Stunden dauert das Protestcamp, das auch bei Schnee und eisiger Kälte von Samstag 12 Uhr bis Sonntag 12 Uhr zunächst im Sigmund-Freud-Park und mittlerweile auf dem Heldenplatz abgehalten wurde. Im politischen Zentrum der Republik zwischen Hofburg, Bundeskanzleramt und Parlament fordern die Protestierenden eine Evakuierung der Lager in Griechenland und Bosnien, den Stopp von Push-Backs (also illegale gewaltsame Zurückdrängungen von Geflüchteten durch die EU) und die Aufnahme der Geflüchteten in Österreich. Österreich und die EU sollen dem Recht auf Asyl nachkommen und eine adäquate Versorgung gewährleisten. Interessierte müssen nicht unbedingt ihre Zelte aufschlagen, sondern können auch einfach dem spannenden kulturellen Programm lauschen, das bisher aus Live-Schaltungen zu SOS-Balkanroute-AktivistInnen nach Bosnien, künstlerischen Performances, Live-Konzerten und Poetry Slams bestand. Sogar eine Videoinstallation wurde auf die Fassade der Hofburg projiziert. Das nächste Camp findet von 8. Bis 9. Mai statt. Details über Ort und Programm wird noch via Facebook und Instagram mitgeteilt.

 

Fridays For Future – Fahrraddemo

Nicht weniger dringend ist der Kampf gegen die globale ökologische Krise. Der letzte weltweite Klimastreik war zwar erst am 19. März, aber die Fridays For Future-Bewegung in Wien hat bereits eine weitere Demo geplant. Mit dem Fahrrad soll gegen die neue Autobahn in der Lobau, Naturgebiet und Naherholungszone, protestiert werden. Zwischen 14 und 18 Uhr kann man sich am 24. April der Klimabewegung anschließen. Treffpunkt ist der Nelson-Mandela-Platz bei Aspern Nord (U2).

 

reDO – Donnerstagsdemo

Seit der Auflösung der schwarz-blauen Regierung 2019, die mit einem Open-Air Konzert der 90er Band Vengaboys auf dem Ballhausplatz vor dem Bundeskanzleramt gefeiert wurde, ist es ruhiger um die Donnerstagsdemo geworden. Zuvor hatten sich jeden Donnerstag seit der Angelobung der ÖVP-FPÖ-Regierung im Dezember 2017 unter dem Motto „Es ist wieder Do“ Protestierende in verschiedenen Bezirken zum Marsch gegen die konservativ-rechte Regierungspolitik getroffen. Weil sie auch die aktuelle Regierung bestehend aus Grünen und ÖVP kritisieren, haben sich einige Aktivistinnen erneut für die Veranstaltung der Donnerstagsdemo zusammengeschlossen. Am Donnerstag, 8. April um 18 Uhr ist es wieder soweit. Wöchentlicher Treffpunkt ist der Platz der Menschenrechte. Die Donnerstagsdemos haben historischen Charakter. Schon in den 2000er Jahren, als auch eine schwarz-blaue Regierung an der Macht war, wurde in Wien wöchentlich gegen die rechte Politik der Regierung protestiert.

 

Was ihr für eine Demo braucht? Hier findet ihr die wichtigsten Gadgets!

 

Header (c) Murtaza Elham und Leslie Keferstein

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